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Knietief im "Dirrt": Sekundäre Geschlechtsmerkmale verkaufen Einheiten. Und Shakyliera Speaguileras und ihre zeigefreudigen Kohorten poppen weiter...

Irritierendes zur späten VIVA-Stunde: Da lief das Video einer gewissen Audrey Hannah, eines ganz besonders zeigefreudigen Pophäschens, das sich textilarm in Pfützen windet und von Muskeltänzern umdrängt in die Kamera lüstelt – das Pikante daran: die nackende Heather hat einen herben Zug um Mund und Nase, der sie frappierend an Polly Jean Harvey erinnern lässt – ein so grotesker Anblick, dass einem ganz kulturkritisch zumute werden mochte über die Lichtjahre, die sich die exploitative Routine der Entertainment-Maschine von einem Frauenbild entfernt hat, das man, nun ja, zivilisiert nennen würde. Aber hey, wer wird denn miesepetern, ist doch alles Pop, Pop, Pop. Wenn man will.

Es muss ein harter Konkurrenzkampf sein da draußen, für die Titaninnen des Geschäfts und die sie umschwärmenden nimmermüden Kreativteams ebenso wie für die Kohorten von willigen Billig-Britneys und Kylie-Klonen, die sich ihnen um mehr Medienpräsenz hinterherräkeln. Ein regelrechtes Wett-rüsten ist im Gang: How foxxxy can you get? Und schon droht Gefahr! Die „Anti-Britneys“ sind los, trötet es, junge Frauen wie Avril Lavigne oder Pink, die davon absehen, sich ausschließlich selbst auf den Hintern patschen – und trotzdem total erfolgreich sind. Sapperlott, was ist denn das? Gegensteuern ist gefragt! Aus den USA, von wo es heißt, Teeniepop sei todgeweiht, und wo sich dessen weißbrotige Protagonisten seit längerem verstärkt an den krisensicherer scheinenden R’n’B ranschmeißen, setzte zuletzt die beunruhigend derangiert wirkende Christina Aguilera (wie lange mag das noch gut gehen, bevor sie, die einmal darüber verkauft werden sollte, dass sie „wirklich singen“ kann, als ausgetackertes Mariah-Carey-Wrack durch die Anstalten flattert?) mit ihrem abgründigen „Dirrty“-Video neue Maßstäbe. Anorexiekindersexboxen im Orgienkeller. Na, das ist doch mal eine Idee!