Big Brother And The Holding Company With Janis Joplin :: Nine Hundred Nights

Janis und ihre erste Band: die spannende Dokumentation einer überaus schwierigen Partnerschaft.

Das psychedelische Design in der Menüführung hilft: So weiß der Betrachter gleich, dass er sich auf einem Trip in eine andere Zeit befindet. Vor fast 40 Jahren barg San Francisco diese wunderbar quirlige Szene aus Freaks. Spinnern, Visionären und Talenten, die dann bald weltweit als Klischeebild für die ach so freie Hippiebewegung herhalten sollte, „Be sure to wear some flowers in your hair“ – und ein wenig LSD schadet auch nicht. Zu den musikalischen Flaggschiffen der Bewegung gehörten Big Brother & The Holding Company, ein Quartett aus Folk-beeinflussten Beatniks, die sich dem Avantgarde-Guru Moondog und Blues-Ikone Lightnin‘ Hopkins eingestandenermaßen näher fühlten als etwa den Beatles. Bis zum Sommer 1966 hatten sich Big Brother in der Bay Area einen Namen als genial dilettantische Jazzrockband gemacht, als deren Star Gitarrist James Gurley galt. Dann stieß die jungeTexanerin Janis Joplin dazu, und die Dinge gerieten nach und nach aus dem Gleis – nicht ohne dabei eine Rocklegende zu hinterlassen. BB waren keine professionell ausgebildeten Musiker, und sie waren tief in der Frisco-Szene verwurzelt. Beides Faktoren, die für die Identität der Gruppe wichtig waren – folglich tauchten die Probleme auf. als BB nach dem Monterey-Festivalvon Dylan-Manager Albert Grossman übernommen und von Columbia Records gesignt wurden. Klar: Grossman wollte Joplin groß rausbringen; den dazugehörigen eigenwilligen Freakhaufen konnte er dabei nicht gebrauchen. Und Janis wollte berühmt werden. Entsprechend quälend verliefen die Sessions zu cheap thrills. dem 68er-BB-Album, das Platz 1 der US Charts schaffte und Janis zum Star machte. Die Folgen waren unausweichlich: Joplin verließ die Band. Big Brother kehrten zurück nach San Francisco, nahmen noch zwei Alben auf und verschwanden in der Versenkung. Diese fürs Showbiz und auch die Hippiebewegung exemplarische Geschichte wird hier unsentimental und kompakt erzählt. Zu Wort kommen dabei sämtliche Originalmitglieder der Band sowie Wegbegleiterund Zeitzeugen wie Nick Gravenites, US-Journalistin Ellen Willis und Patti-Smith-Gitarrist Lenny Kaye. Dazu gibt’s ungekürzte Live-Fassungen von „The Coo-Coo“, „Down On Me“, „Ball And Chain“ und „Piece Of My Heart“ sowie ausführliche Interviews. Discografie, Foto- und Postergalerie sowie eine Audio-only-Aufnahme von „Hall Of The Mountain King“. Bei 148 Minuten Spielzeil, Untertiteln in sechs Sprachen und den üblichen Audio-Optionen gibt’s ohnehin nichts zu meckern – Vollbedienung und kompetenter Rock-Geschichtsunterricht!