Simian Mobile Disco – Temporarv Pleasure

EleCtrO Rock: mehrFunkyness, mehr Disco, mehr Pop und weniger ein Aufguss des ersten Albums. Der größte Feind der popkulturellen Entwicklung ist die Erwartung der Rezipienten. Das Immer-mehr-vom-selben-Wollen, das letztlich nichts weiter ist als der Ausdruck eines romantischen Konservatismus. Wer dem repetetiven electrorockenden Minimalismus des Simian-Mobile-Disco-Debüts ATTACK DECAY SUSTA1N RELEASE verfallen war, könnte anfänglich enttäuscht sein von TEM-PORARY PLEASURE, weil er nur wenig vom selben bekommt („10000 Horses Can’t Be Wrong“, „Synthesise“, „Ambulance“ – wo der Acid-Dance-Punk-Rock straight to the floor geht). Stattdessen aber ein aberwitziges Aufgebot an Gastvokalistlnnen – Alexis Taylor (Hot Chip), Beth Ditto (Gossip), Jamie Lideil, Gruff Rhys (Super Furry Animals), Chris Keating (Yeasayer). Derlei Größenwahn wird ja oft zu Recht als Ausdruck einer künstlerischen Hilflosigkeit misstraut. Aber nach mehreren Anhörungen dieses zweiten SMD-Albums wird klar, dass James Ford und Jas Shaw schon ganz genau wissen, was sie wollen. Wie der Gesang des Neo-Soul-Sängers Jamie Lidell in „Off The Map“ dekontextualisiert und in die Weirdness eines halb bretternden Neo-Disco-Tracks eingebaut wird, wie Hot-Chip-Mann-Alexis Taylor in „Bad Blood“ seine Hot-Chip-Stimme für einen Hot-Chip-Mimikry-Track hergeben muss, zeugt schon von einem tiefen Verständnis von popkulturellen Zusammenhängen. TE.MPO-RARY P1.EASURE bedeutet ein Mehr an Funkyness, an Disco, an Hits („Audacity Of Huge“, „Cream Dream ) und an Pop. So was kann freilich die falschen Freunde aktivieren, die die meinen, „Jetzt, wo’s Pop ist, mag ich’s auch.“ Ford und Shaw kann das egal sein.