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Hotlist 2023: Die spannendsten Newcomer*innen des Jahres


Von Domiziana und Nina Chuba über Armani White bis Tara Lily: Die folgenden 16 Newcomer*innen werden (oder sollten) das Popjahr 2023 geprägt haben.

Softee: Im Synthie-Theater

In ihren Songs verknüpft Softee eigenwillig die Pop-Aura der Achtzigerjahre mit Themen der Gegenwart. Was diese visionäre DIY-Künstlerin aus New York fast alleine auf die Beine stellt, ist extrem spannend.

Nina Grollman alias Softee arbeitet schon länger als Schauspielerin. Davon profitieren ihre oft selbst produzierten Musikvideos, in denen sie ausdrucksstark die Hauptfigur spielt. Die Theaterarbeit passt zu ihrer musikalisch größten Inspirationsquelle: Pop aus den Achtzigerjahren. Der ist bekanntlich oft melodramatisch und hat einen Hang zu großen Gesten. Die gibt es auch bei Softee: Mit dem zuckrigen Synthie-Pop-Song „Oh No“ ging es los. Mittlerweile ist der ein Insider-Hit, im dazugehörigen Video wird ein Poster von Kate Bush angehimmelt.

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Logisch, dass Softee in einigen Interviews oft das Wort „campy“ benutzt. Camp definierte die US-Essayistin Susan Sontag als Liebe „zur Übertreibung“ sowie „als Versuch, etwas Außergewöhnliches zu tun“. Genau diese Ansätze findet man bei Softee wieder. Andererseits ist ihre Musik auch ernsthaft ergreifend und biografisch geprägt: Ihr 2020 erschienenes und fast in Eigenregie produziertes Debütalbum KEEP ON erzählt aus dezidiert queerer Perspektive von existenzieller Verlustangst, toxischen Beziehungen und Selbstermächtigung. Aufgrund des tanzbaren und vielschichtigen Electro-Pop-Sounds musste versichert werden, dass Softee mit Robyn oder Banks weder verwandt noch verschwägert ist. Das unironische Liebeslied „Crush“ untermalte 2022 zudem in der Neuauflage der Serie „Queer as Folk“ eine intime Sex-Szene. Im clubbigen „Red Light Green Light“ kritisiert sie elitäre Vetternwirtschaft, im souligen „Molly“ geht es hingegen um ihre Verlobte. Pop, der verwirrt und berührt. Eine Künstlerin, die gerne theatralisch ist und trotzdem authentisch wirkt. 2023, here comes Softee!

(Philipp Kressmann)

Woher: New York
(geboren in Minnesota)
Klingt wie: Robyn, Miya
Folick, Charli XCX, Kate Bush
Anspieltipp: „Red Light Green Light“
Neue Musik: ein neues Album
kommt im Mai, bis dahin
noch eine Handvoll Singles