…And You Will Know Us by the Trail of Dead: Hamburg, Schtachthof


Wenn Routine begeistert: Selbst ein 08/15-Konzert der vier Texaner packt mehr zu als sehr vieles andere.

Zu Hause in Austin, Texas, ist Ruhe und Beschaulichkeit. Die vier viel diskutierten Herren zwischen ehrlichem Rocker- und dunklem Dandytum wohnen in kleinen Holzhäusern, kiffen, gammeln und sind oft kleine Schlauberger. Jason Reece trinkt sich durch das „Haus der 175 Biere“, Kevin Allen liest Baudelaire und raucht. Neil Busch freut sich, wenn ihn junge Hüpfer auf der Straße erkennen, und Conrad Keely sitzt oft daheim und übt Bach-Sonaten. Eine amerikanische Idylle? Na ja, manchmal. Also immer dann, wenn sie nicht gerade Musik machen. Denn dann passiert was. Etwas unerklärlich Hedonistisch-Intensives. Eine kunstvoll kanalisierte, coole Wut, ein kleiner eruptiver Wahnsinn. Instrumente werden dem Gott des Manischen geopfert, man sieht entstellte Fratzen und nur das Weiße in den Augen – so hört man zumindest immer wieder. Logo, 50 was geht nicht jeden Abend. Kostet ja auch Geld, so ein Equipment. Kostet ja auch Kraft, so ein wilder Budenzauber. Und deshalb ist heute im Schlachthof alles ein bisschen normaler als sonst. Nichts geht zu Bruch, niemand rastet aus, erst recht nicht die ihrem Ruf gerecht werdenden unterkühlten Hanseaten. Der Band ist das egal. Sie besticht durch prügelnde Präzision, schrullige Sexyness und brillantes Songwriting. Was für ein bravouröser Arschtritt für alle weinerlichen Emocore-Schluffis! Gut 60 Minuten später ist man sich sicher: Das war ein ruhiger, aufgeräumter, routinierter Abend für Trail Of Dead. Und dennoch ein sehr gutes Konzert. www.trailofdead.com