Anna Calvi


Londonerin bringt Jimi Hendrix mit Ravel zusammen und benebelt damit sogar Nick Cave und Brian Eno.

Anna Calvi spielt ein fünfminütiges, furioses Gitarrenintro, bietet anschließend mit ihrer Version des 50s-Klassikers „Jezebel“ sogar dessen bekanntester Interpretin Edith Piaf die Stirn. Und das als Support für Nick Caves Herrenrocktruppe Grinderman in Hamburg. „Ich finde es toll, Leute zu begeistern, die nichts von der Vorband erwarten, weil sie nur wegen des Hauptacts da sind“, sagt die Londonerin mit der wilden Frisur strahlend.

Ihre Gitarre ist Calvis wichtigster Kontakt zur Außenwelt, auch, weil sie den Gesang erst spät für sich entdeckt hat. Privat eher zurückhaltend, von Zweifeln geplagt, verwandelt sich die 28-Jährige dank ihres Sechssaiters auf der Bühne in eine furchtlose Performerin, die sich in Dark Wave, Klassik und Bolero-Pop windet. „Die Gitarre ist wie ein Teil von mir, mit der ich mir meine Welt erschaffe. Es ist spannend, mit dem Instrument das auszudrücken, was in den Songs oft nur durch die Lyrics transportiert wird.“

Über die Abgründe ihres düster-melodramatischen Stils sagt die Musikerin: „Die Welt ist völlig unkontrollierbar. Du weiß nie, was als Nächstes passiert. Aber wenn du etwas erschaffen kannst, das nur dir gehört, in dem du dich verlieren darfst, gibt dir das eine gewisse Stärke und Sicherheit.“ Ohne die Gelegenheit, ihre inneren Monster in der Musik hervorbrechen zu lassen, was bliebe ihr da? Calvi zuckt lachend die Schultern: „Ich würde wohl durchdrehen.“ Davor bewahrt sie allerdings niemand geringerer als Brian Eno, der eine schützende Hand über Calvi legt, seit er auf Empfehlung eines Freundes eines ihrer Konzerte besuchte und sie daraufhin beim gemeinsamen Mittagessen mit Lob überschüttete. Keine schlechten Startbedingungen, wenn ruhmreiche Altmeister wie Cave und Eno zu deinen ersten Fans gehören.

* Als Kind spielt Anna Calvi am liebsten mit der Plattensammlung ihres Vaters und verliebt sich dabei in Django Reinhardt und Jimi Hendrix.

* Zu ihrer Band gehören Harmonium-Spielerin Mally Harpaz und Drummer Daniel Maiden-Wood.

* Im März 2010 spielt Calvi im Vorprogramm der Artic Monkeys.