Aufwärts!


Man hatte sich schon daran gewöhnt: Relevante neue Musik kommt aus den USA. Doch das Königreich schlug zurück.

„Die aufregendste Rockband der letzten 25 Jahre“, jubiliert 2001 der britische „New Musical Express“, und meint damit doch tatsächlich eine Kapelle aus New York – The Strokes. Kamen aufregende Bands nicht traditionell von der Insel? Die Yankees mochten Grunge und Springsteen haben, doch Pop für den verfeinerten Geschmack, all der Glamour und all die Skandälchen, das waren doch immer britische Domänen gewesen, oder nicht? Mit der Jahrtausendwende ist erst einmal das Post-Britpop-Jahrzehnt angebrochen, die Phrase „Cool Britannia“ klingt längst nostalgisch. Doch England wäre nicht England, wenn es nicht in der Lage wäre, sich popmusikalisch neu zu erfinden. England ist aber England, und in den Clubs zwischen Brighton und Sheffield brodelt es längst. The Libertines zieren im September 2004 den Titel des MUSIKEXPRESS, denn da sind sie wieder: der Glamour und die Skandälchen, subsumiert in der Titelzeile „Der Feind in meiner Band“. Seitdem folgen: Franz Ferdinand, Maximo Park, Kaiser Chiefs, The Futureheads, Arctic Monkeys, Bloc Party und natürlich Pete Doherty mit den Babyshambles. England ist wieder da, was im Juni 2005 zum großen Briten-Dossier „England brennt!“ führt. Nur das Rave-Revival, das laut der britischen Presse seit gefühlten 15 Jahren hinter der nächsten Clubtür lauert, kauert dort wohl noch immer. Nichts gegen die Klaxons, aber der „Nu Rave“ taugt um 2007 bestenfalls zum Mini-Trend. Wenn überhaupt. Allerdings sorgt der Briten-Boom dafür, dass auch so manche alte Helden wieder gebührend wahrgenommen wird: die Britpop-Überlebenskünstler, Blur, Richard Ashcroft und Primal Scream etwa, und natürlich die eider statesmen Morrissey und Paul Weller. Einen „Streifzug durch eine entfesselte Szene“, verspricht das England-Dossier im MUSIKEXPRESS, „die so schnell explodiert, dass morgen vielleicht alles schon wieder vorbei ist.“

Vorbei ist es noch nicht. Und sogar Pete Doherty lebt noch.