Autorenreferenzialitatsblues


Hm, da bin ich wohl aufgeflogen. Eine undichte Stelle in meinem komplexen Amigonetz hat dieses scharpingesque Kuh-Urlaubsfoto von mir einer großen deutschen Musikzeitschrift zugespielt. Ich weiß, was Sie jetzt denken: Wie macht dieser Teufelskerl das, isoliert in den Alpen zu sitzen und gleichzeitig so auf der Höhe der Zeit den Pop zu sezieren? Und dabei noch mit zwei verschiedenen Haarfrisuren? Na? Das ist nur Manipulation durch die Medien, es geschieht zu Ihrem Besten. The secret word for tonight is Exploitativer Borderline-Popkolumnismus. Ich konnte ja so tun, als säße ich beim Kollegen Koch im Büro, und der dribbelt schon wieder mit einem Bonmot auf den Strafraum zu. Ich habe Bowie „Low“ laufen, und er so „Welches Stück?“ Und ich: „Warszawa“ (dieser Dialog funktioniert gedruckt besser als in echt, weil ich nicht genau weiß, wie man „Warszawa“ ausspricht). Und er: „Ah, ich verwechsel immer Warschau und Neuköln. “ Batsch!, schon wieder einen rausgekloppt, eingedost und für karge Zeiten aufgehoben. Nein, es ist wahr: Ich sitze hier in einer österreichischen Berghütte, abgeschottet, mit zwei Handvoll CD-Kistchen und Kühen. Womit sich gut leben lässt, weil auch die Kühe mitunter rockend aufgelegt sind. Vorhin war eine am Gartenzaun, und wir hörten zusammen Bis, „What You’re Afraid Of“, super Lied. Bei Kante stapfte sie dann davon. Dieser Postrock-Ansatz klickt für Rinder scheinbar nicht so richtig.

Etwas ungut ist freilich das Außenvorsein. Kein Festivalsommer für mich, keine Television bei Southside [war jemand da? Ich habe Augenzeugen gehört- erwachsene Männer sollen geweint haben. Wahr?). Und dann empfinde ich es als irritierend, dass, kaum dass man mal ein paar Monate auf einen Berg steigt, unten in der Welt der Rocknroll neu erfunden wird: Wer zum Exkrement sind The Vines? Kollektiv, sehe ich im Heft, rollen die Kollegen auf dem Teppich herum und schnurren, so immens ist diese Band offenbar. Elend. So viel zu „auf der Höhe der Zeit“. Aber man nimmt das ja alles gern hin für einen der angenehmsten Aspekte dieser splendid isolation: Man kommt hier oben vernachlässigbar selten in Situationen, bei denen im Hinter- oder gar Vordergrund Nickelback läuft. Hört sich banal an, sollte man aber nicht unterschätzen. Ich muss sogar sagen: Nach zwei Monaten fühlt man sich richtig entschlackt, verjüngt. Hach. Okay, dafür ist es hier schwieriger, STS zu entkommen. Aber wenn ich mich für einen doofen Schnäuzer entscheiden müsste… Sie kennen STS nicht? Dann ist das nur noch besser so.