Beat Farmers – The Pursuit Of Happiness


Sie haben in jedem kalifornischen Kaff aufgespielt. Als Vorgruppe der Blasters, Bangles und Los Lobos. Doch inzwischen sind sie ihrem Anheizer-Status entwachsen. Die Beat Farmers gehören zur ständig wachsenden Phalanx aufstrebender US-Bands, die mit ungestümer Gitarren-Kraft den Wilden Westen noch so begreifen, wie er ursprünglich gemeint war.

Sperrt die frühen CCR, eine Southern Rock-Kapelle und einen besessenen R&B-Gitarristen zusammen mit ein paar Byrds-Tapes und diversen Six-Packs in einen Kuhstall — was 24 Stunden später dabei herauskommt, müßte in etwa so klingen wie die Beat Farmers.

In markig-muskulösen Songs beschwören die vier Aufrechten aus Südkalifornien Alkohol-Exzesse („Elephant Day Parade“), Frauen, die’s im Kopf und in den Beinen haben („Ridin“), preisen die Vorzüge des Vagabundierens („God Is Here Tonight“) und rufen den Geist des freien, wilden Westens („Hollywood Hills“).

Doch die Zeiten sind andere, härtere geworden, was auch diesen modernen Cowboys nicht verborgen geblieben ist und ihrer Identitätssuche so manch wehmütigen Unterion beschert. Wo sind sie geblieben, die Helden von einstund ihre alten Songs? Selbst die „Girls From Texas“, die ein Ry Cooder noch euphorisch gepriesen hatte, sind nicht mehr das, was sie einmal waren, denn: „All the pretty ones have moved oway …“

Der countrygesäftigte Rock’n’Roll der Beat Farmers kommt, trotz geschliffener Produktion, rauh und kraftvoll aus den Boxen, wobei ihnen mitunter, wenn das Leadgitarrengespann hemmungslos die Zügel schleifen läßt, der Blick für die Ökonomie dieses Genres etwas verlorengeht. Die in diesen Kreisen fast schon übliche Byrds-Referenz („Make It Last“) ist dem Quartett vorzüglich gelungen und zwei „echte“ Coverversionen gehören eindeutig zu den Höhepunkten vonThe Pusuit Of Happiness: Als wohlgewählter Ruhepol schleicht sich Tom Waits‚ Ode an „Rosie“ zwischen die satte Gitarrenfront — und Country Dick Montana verwandelt in einer Paraderolle Johnny Cashs „Big River“ in einen fürwahr reißenden Strom.

Bleibt noch der abschließende Blick auf eine illustre Gästeliste: Los Lobos-Mann Steve Berlin, einst Produzent des Debütalbums der Beat Farmers, hat sein Saxophon für .Ridin“ ausgepackt; Piano-Koryphäe Nicky Hopkins malträtiert seine Tasten in gewohnt pakkender Manier und die artverwandten Long Ryders beurlaubten Stephen McCarthy und Greg Sowders für einen kurzen Abstecher

Geschichte

San Diego, Marinestützpunkt am Südzipfel Kaliforniens, ist nicht gerade das, was man einen musikalischen Brennpunkt nennen würde. Fest entschlossen, dies zu ändern, riefen Jerry Raney, Country Dick Montana, Rolle Dexter und der mittlerweile durch Joey Harris ersetzte Buddy Blue die Beat Farmers ins Leben. Das Debütalbum Tales Of The New West gelangte immerhin gleich in die US-Album-Charts — und im Sommer 1985 erfolgte der erste Tour-Abstecher auf die britische Insel. Während dieser Zeit wurde auch ein Londoner Studio gebucht, wo die Mini-LP Glad’n’Greasy entstand. Das 6-Song-Werk enthält u.a. eine Coverversion des Neil Young-Klassikers „Powderfinger“ und den Bühnenfavoriten „Big Rock Candy Mountain“. Für Rod McKuens .Beat Generation“, einen grandiosen Verschnitt aus Leiber/Stollers „Riot In Cell Block No. 9″ und Richard Heils Punk-Hymne .Blank Generation“, konnten die Beat Farmers den U AII Ugly American Choir“ im Studio begrüßen: Als stimmkräftige Sängerknaben gaben sich Dan Stuart (Green On Red), Gene Taylor/Dave Alvin (Ex-Blasters) und Loudon Wainwright III die Ehre.

Discographie

Tales Of The New West-Demon/Fiend 39/TIS (1985) Glad’n’Greasy – Demon/Vex 5/TIS (1985) VAN GO – Intercord (1986)