Bitte Deluxe!


Die Plattenfirmen strecken das Prinzip Album bis zum Äußersten.

Wie oft sich die speziellste aller Special Editions, die von The Smile Sessions in den Handel geschmissen wurde, verkaufte? Bei Merchdirect, dem verantwortlichen Online-Händler in den USA, schweigt man sich aus. Die Plattenfirma kann ebensowenig weiterhelfen, vermutet aber: nicht besonders häufig. Das verwundert kaum, immerhin sollte das Pack, das neben sämtlichen CDs aus dem herkömmlichen Beach-Boys-Boxset unter anderem ein echtes Surfbrett beinhaltet, satte 6.000 Euro kosten. Natürlich ist das eine Ausnahme, aber dennoch bleibt festzustellen: Wo früher das Album Produkt genug war, ist es nun Ausgangsbasis für eine komplette Produktfamilie. Das kann man durchaus elegant erledigen – so war Björks im Herbst erschienenes Biophilia eine Art Baukasten voller Apps. Wem da die Haptik fehlte, der konnte ein aus Rosenholz gezimmertes Kästchen mit den passenden Stimmgabeln erwerben.

An anderer Seite waren es die Plattenfirmen, die sich 2011 Gedanken machten: Lulu, die unglückselige Zusammenarbeit zwischen Metallica und Lou Reed, gab’s als Doppelset in der Pappröhre mit beigepacktem Poster, Nirvanas Nevermind als „Limited Super Deluxe Edition“ im Boxset mit vier CDs, einer DVD und einem Buch. Kostenpunkt: jeweils 80 Euro, immerhin 30 Euro billiger als die teuerste Variante der Rammstein-Greatest-Hits Made In Germany. Die Gründe für diese neue Vielfalt liegen nicht im Großmut der Musikindustrie: Vielmehr werden die deutschen Albumcharts seit einigen Jahren nicht mehr nach Verkaufszahlen, sondern nach Wertigkeit ermittelt. Bedeutet: Wenn eine dieser Luxus-Ausgaben über den Ladentisch geht, fließt das zehnfach in die Hitparaden ein – allerdings nur bis zu einem Kaufpreis von 100 Euro. Das Surfbrett würde also die Hitparaden nicht beeinflussen.