Black Crowes


Die Black Crowes haben sich von Hippietum und Drogenexzessen verabschiedet. Mit„ "By Your Side" läuten sie ihre Wiedergeburt ein.

„Nach dem Frust der letzten Jahre wollten wir endlich wieder Spaß haben und ein spannendes Album aufnehmen“, erzählt Chris Robinson in gewohnt jovialer Art. Dabei ist der Sänger der Black Crowes kaum wiederzuerkennen. Frisch rasiert, die Haare halblang und den spindeldürren Körper in hautenges Leder gezwängt, erinnert nichts an den zugedröhnten Hippie, der anno ’96 mit Rauschebart, fettigen Haaren und entrücktem Lächeln über orientalische Teppiche schwebte. „Damals war mir alles egal, Es ging mir ziemlich dreckig, ich war ausgepowert und depressiv.“ Inzwischen wandeln die Black Crowes wieder auf dem richtigen, sprich rockigen Pfad der ungestümen Anfangstage. Robinson: „Dieses Album läutet ein neues Kapitel ein. Es ist der zweite Teil unserer Karriere.“ Und der basiert auf einer radikalen Zäsur. „Unser Drogenkonsum war etwas außer Kontrolle geraten“, meint der 32jährige achselzuckend, „ich habe mich ständig mit psychedelischen Pilzen abgeschossen. Aber nicht die Drogen sind das Problem, sondern die Menschen, die sie nehmen. Sie suchen einen Fluchtpunkt und merken gar nicht, daß sie sich einer Illusion hingeben.“ Chris spricht nicht nur von sich, sondern auch von Gitarrist Mark Ford und Bassist Johnny Colt, die im letzten lahr zu ernsthaften Risikofaktoren wurden. „Wir mußten uns von ihnen trennen, weil sie auf der Bühne immer schlechter wurden. Auf der letzten Tour erlebten wir einfach zu viele katastrophale Konzerte“, rechtfertigt sich Chris und benutzt die Bandchemie zugleich als Erklärung für das indiskutable letzte Album. „Eigentlich hätten wir es’Fear And Loathing In Atlanta‘ nennen sollen“, scherzt der Hunter S. Thompson-Fan. Nicht umsonst gilt „Three Snakes And One Charm“ als kreativer Tiefpunkt einer Band, die deutlichen Tribut an ihre Exzessivität gezollt hat. „Das Album ist ein Spiegelbild unseres damaligen Zustands. Es war tiefster Winter, wir lebten alle unter einem Dach und gingen uns gegenseitig auf die Nerven. Genau das hörst du der Platte an.“ Nach einer kurzen Phase derSelbstfindung haben die Krähen nun wieder alles im Griff. Die Neuzugänge Audley Freed und Sven Pipien haben sich bestens eingefügt, „By Your Side“ ist das stärkste Album seit „Shake Your Money Maker“. Die Texte versprühen Optimismus, und mit Kevin Shirley haben die Krähen den Produzenten ihrer Träume gefunden. „Er hat den besten Weinkeller, den ich je gesehen habe“, schwärmt Chris. „Und er hat uns endlich so etwas wie Disziplin beigebracht. Hättest du mir vor zwei lahren gesagt, daß wir irgendwann um zwei Uhr nachmittags vollkommen nüchtern im Studio stehen würden, hätte ich dich ausgelacht. Heute können wir sogar in einer Stadt wie New York aufnehmen, ohne nachts wie wild um die Häuser zuziehen.“