CD-Platten


Unter der Fülle von CD-Neuheiten finden sich erstaunlich (oder auch beschämend) wenige, die echt besser klingen als das LP-Gegenstück, vorausgesetzt es handelt sich um neuere Aufnahmen in sorgfältiger Überspielung. Typische Beispiele dafür sind Phil Collins NO JACKET REQUIRED (WEA 251 699-2), REMOTE LUXURY von The Church (Carrere 825 372-2), Old Slowhands letztes Opus BEHIND THE SUN (Warner Bros. 925 166-2) oder Mick Jaggers SHE’S THE BOSS (CDCBS 86310). Während die MC-Versionen fast immer schlechter sind, bietet die CD bei solchen Aufnahmen selbst im Baßbereich kaum mehr „Druck“ als die Analogrille. Wer fleißig vom Rundfunk auf Leercassette abkupfert, sollte sich erst recht nicht täuschen: Die dort gebotene Klangqualität erreicht praktisch nie LP-Niveau!

Sammler von „Oldies“ auf CD haben’s da oft entschieden besser. Denn da gibt es eben doch oft ganz Staunenswertes zu entdecken, so zum Beispiel wie gut Rod Stewarts EVERY PICTURE TELLS A STORY (Mercury 822 385-2) seinerzeit aufgenommen worden war. Darum hier für CD-Newcomer eine Empfehlungsliste von Rock-Klassikern, die erstens exemplarische Aufnahmequalität aufweisen und die in der Regel erheblich besser klingen als die schwarzen Scheiben von anno dazumal. Genau das sind die CDs, die sich lohnen, nämlich:

The Beatles: ABBEY ROAD (EMI/Toshiba CP35-3016), entspricht bis auf ganz geringfügige Nuancen der teuren audiophilen Pressung von MFSL.

Ry Cooder: BOP TILL YOU DROP (Warner Bros. 256 691-2). Creedence Clearwater Revival: CHRONICLE (Fantasy 821 742-2), klanglich wesentlich besser als alle entsprechenden LP-Pressungen.

Dire Straits: LOVE OVER GOLD (Vertigo 800 088-2). Bob Dylan: BLOOD ON THE TRACKS (CDCBS 69097). The Jimi Hendrix Experience: ELECTRIC LADYLAND (Polydor 823 359-2).

Elton John: THE SUPERIOR SOUND OF ELTON JOHN (DJM 810 062-2), von den Mehrspurbändern neu abgemischt als „Vorzeige“-CD für das, was auf Digitaltonträger echt möglich ist.

Rickie Lee Jones: PIRATES (Warner Bros. 256 816-2), eine der dynamischsten Pop-CDs überhaupt.

Joni Mitchell: WILD THINGS RUN FAST (Geffen 35DP51). Van Morrison: MOONDANCE (Warner Bro. 246 040-2), klanglich um Welten besser als die damals veröffentlichte LP und eine Muß-CD.

Van Morrison: INTO THE MUSIC (Mercury 800 057-2). Pink Floyd: DARK SIDE OF THE MOON (Harvest CDP 7 46001-2), auch so ein Fall, wo die ganzen Studio-Tricks noch besser zur Geltung kommen.

Lionel Richie: CAN’T SLOW DOWN (Motown MCD 06059MD). Rolling Stones: TATTOO YOU (EMI/Toshiba CP35-3032), leider kein EXILE ON MAIN STREET, aber der LP hörbar überlegen.

Bruce Springsteen: BORN IN THE USA (CDCBS 86304), weitgehend parallel zu NEBRASKA aufgenommen, nur klanglich sehr viel besser.

Steely Dan: GAUCHO (MCA VDP-26), eine fabelhafte Referenz-CD von überragender Aufnahmequalität für HiFi-Fetischisten.

David Sylvian: BRILLIANT TREES (Virgin 610 153), von der Aufnahme her praktisch so exzellent wie der Steely Dan-Klassiker.

The Who: WHO’SNEXT (Polydor 813 651 -2), natürlich das Who-Album, das man im Zweifelsfall auf CD braucht.

Stevie Wonder: SONGS IN THE KEY OF LIFE (Tamla ZD 72131-2). Yazoo: UPSTAIRS AT ERICS (Intercord 846.803), eine der wenigen Synthipop-Aufnahmen, die auch auf CD sehr gut und nicht verzerrt klingen!

Einer kaum durchschaubaren Bestseller- und Novitäten-Strategie folgend, bringen die Plattenfirmen erstaunlich viele miserabel klingende Live-Mitschnitte heraus wie die TOKYO TAPES der Scorpions (RCA PD 70008-2), die – eher ein akustischer Mischmasch und alles andere als gut aufgenommen – auch auf CD nicht ein Quentchen an Qualität gewinnen. Mangelware auf CD sind dagegen (jedenfalls bislang noch) herausragende Blues-, Folk-, Country- und Rhythm & Blues-Produktionen selbst von so prominenten Figuren wie Ray Charles, Otis Redding, Byrds oder Flying Burrito Brothers, bei denen sich „Best of …“-Anthologien mit knapp 70 Minuten Spieldauer so ideal anbieten würden wie im Fall von Creedence Clearwater Revival. Warum veröffentlicht man bitteschön Anne Murrays GREATEST HITS (Capitol CDP 7 46058-2) mit knapp 32 Minuten Spielzeit (läßt also 35 weitere Minuten CD-Kapazität ungenutzt), anstatt die Möglichkeiten des Tonträgers auszuwerten? Fans von Lloyd Cole and The Commotions können da nur feixen: Die CD-Version von RATTLESNAKES (Polydor 823 683-2) enthält immerhin vier Songs mehr als die LP.

Was technisch machbar ist, demonstriert LIVE TOGETHER des Veteranen-Trios Spencer Davis/Colin Hodgkinson/Pete York (inak 8410) schließlich- mit 73 Minuten und 47 Sekunden Spieldauer die bislang längste Pop-I CD. Auch ein Rekord.