Ranking

c/o pop 2023: Die fünf besten Momente des Jubiläumsfestivals


Jubel, Trubel, Discokugel: Zum 20. Geburtstag setzen die Kölner Convention-Macher:innen nicht nur musikalisch auf die nächste Generation.

Auch die Kinder des Musikverleger-Meeting Midem in Cannes und dem einstigen New Music Seminar in New York (das in den 1980er-Jahren inhaltliche Maßstäbe setzte) werden erwachsen. Genau 20 Jahre alt ist das „Convention Festival“ c/o pop, das aus den Ruinen der Kölner Popkomm hervorging, bevor die nach Berlin umgezogene Popkomm wiederum dort orientierungslos ein- und unterging.

Rund 60 dieser Hybrid-Veranstaltungen aus Branchen-, Diskurs- und Newcomer:innen-Treffen soll es nach einen internen Erhebung allein in Europa geben. Von der Sonar in Barcelona über das Adrenalin pumpende Amsterdam Dance Event (ADE) im Oktober (18. bis 22.10.2023) zu den „emerging markets“ in Mittel- und Ost-Europa mit der Tallinn Music Week (TMW) oder der im Spätsommer stattfindenden Bukarester Hotelmesse Mastering The Music Business (5. bis 7.09.2023). Regional höchst unterschiedlichen Mixturen von Publikums- und Fach-Veranstaltungen. Und die (Kultur-)Politik mischt meistens mit. Eine schillernde Szenerie, die in Köln Jahrzehnte lang erprobt und immer variiert worden ist. Von Robbie Williams, der mit dem Wasser-Scooter über den Rhein zu seinem Auftritt auf dem Dach des Olympia Museums bretterte, bis zu Barhocker-Debatten in der Punkrock-Kneipe.

Ein Kessel Buntes aus all diesen Jahren gab es am vergangenen, langen April-Wochenende, das mit dem Fußballturnier „c/o pop cup“ auf dem Astroturf-Spielfeld des Ex-Eisenbahner-Clubs ESV Olympia Köln am 01. Mai zünftig beendet worden ist. Auch Sport gehört nach dieser Definition eindeutig zur Gattung „Pop“.

Unsere Highlights der c/o pop 2023

1. Ein Festival voller Energie

Im der weit gefassten Konzertliste bedeutete die Italo-Revue der Crucchi Gang (neues Album „FELLINI“) um Francesco Wilking und Sven Regener das „Establishment“. Der Rest war weitgehend jung, unbekannt und voller Energie. Die längste Schlange gab es in Dreier-Booking der örtlichen Live Music Hall mit Zimmer 90, Domiziana und Ski Aggu. Wilder Eklektizismus zwischen New Rap und aufgebrezeltem Fashion-Wahnsinn.

Echt heliumhaft: Wie sich Domiziana mit Hyperpop zum Highspeed-Erfolg pitcht

2. Begegnungen im Dauertakt

Die Konzentration auf den hinteren Quartieren des Stadtviertels Ehrenfelds erwies sich für Branchen-Menschen wie Musikfans als kompakte Angelegenheit der kurzen Wege. Begegnungen im Dauertakt ohne Taxi-Alarm und Verabredungs-Stress. Am Wochenende war die zentrale Venloer Straße gesperrt. Dutzende Shows fanden zum Teil umsonst statt – in urigen Rock’n’Roll-Kneipen wie „Em Drügge Pitter“ oder auch im etablierten Club Bahnhof Ehrenfeld, wo der ARD-Radiosender „Cosmo“ Außerenglisches wie den brasilianischen Rapper Emicida präsentierte.

„Ich will Immos, ich will Dollar“: Warum die Gen Z das System durchschaut hat

Anzeige: Mit Rabatt günstiger Essen: Lieferando Gutschein

3. Immer liegt Magie in der Luft

Mit 1.600 Fachbesucher:innen und 36.000 Fans auf dem Festival konnten die Veranstalter:innen einen „Ausverkauft“-Rekord vermelden. Da sich das ganze aber über fünf Tage bis zum Fußballturnier erstreckte, gab es nur selten doofe Drängelei oder Ballermann-Atmo. Selbst das neu installierte Job-Festival „Music People“, wo Plattenfirma, Verlage oder Agenturen auf Nachwuchs-Schau gehen, wirkte recht lässig. Nach dem Überraschungsauftritt des fabulösen Magierduos Siegfried & Joy auf der Festivalmeile durfte von einem wilden Mix gesprochen werden.

4. Rap mit Schiller-Vibes

In ungewöhnlichem Bühnenzwirn konnte der Rapper OG Keemo seine zahlreichen Fans begrüßen. Im „Depot 1“ des aus der City ausgelagerten Schauspiel Köln kickte der Mainzer seine Reime im Bühnenbild der Schiller-und-Goethe-Kollegen. Im „Depot 1“ läuft aktuell Shakespeares „King Lear“. Hoch- und Straßenkultur feiern ein fröhlichen Clash.

OG Keemos Konzert in Berlin: Ein Meilenstein seiner Karriere

5. Die Roller Disco ist zurück

Ein Subtrend, der auch in anderen Städten zu beobachten ist: Roller Disco wie im New York der 1970er feiert ein quietschbuntes Comeback. Bei der c/o pop hieß die gute, alte Rollschuh-Disco auf vier Gummirollen mit Retro- und neuen Sounds dann „Skatejam Rollerdisco“ und wurde am Festival-Samstag ordentlich zelebriert.

Der Name deiner Mutter: Warum „Nepo Baby“ schon bald das neue „Bitch“ sein könnte