Columbo schummelt


Was macht ein kleiner, amerikanischer Angestellter, der seine drei Söhne auf die Nobel-Universität Yale schicken will, aber das nötige Kleingeld nicht aufbringt? Er betrügt die Versicherung — und zwar nicht irgendeine, sondern die, für die er arbeitet. Pech im Unglück, wenn der Betrüger dabei von den eigenen Komplizen übers Ohr gehauen wird.

Es beginnt — ganz harmlos, mit Mozarts „Kleiner Nachtmusik“. Aber dann sieht man ihn auch schon: Leonard Hoffman (Alan Arkin). einen fürchterlich braven Versicherungsangestellten, schmerzverzerrt über seinen Kalkulationen sitzen. 50.000 Dollar Schulgeld muß er auftreiben, um seinen drei superbegabten Söhnen die Tore in die große amerikanische Welt zu öffnen.

Um die Mäuse auftreiben zu können, läßt sich Hoffman auf lukrative Geschäfte mit der zwielichtigen, blonden Blanche Rickey (Beverly DAngelo) ein. Mit durchsichtigen Negliges überm knackigen Po ist er schnell geködert und dreht — von Gewissensbissen geplagt, aber dennoch genüßlich — Blanches angeblich todkrankem Ehemann Steve (Peter Falk) eine viel zu hohe Lebensversicherung an …

Wer an dieser Stelle stutzt, wem durch den Kopf schießt: das kenne ich doch!, der darf stolz sein auf sein filmisches Gedächtnis. Denn tatsächlich inszeniert das gewitzte Ehepaar haargenau den inzwischen legendären Versicherungsbetrug aus Billy Wilders James Cain-Verfilmung „Double lndemnity“ („Frau ohne Gewissen“).

John Cassavetes, Meister des hysterischen Kinos, hat aus dem Film Noir-Klassiker eine anarchistische Screwball-Komödie gemacht. Wie so oft sind seine Figuren blutige Amateure, die mit großen Gesten und wenig Erfolg zwischen verkrampftem Normalsein und hemmungsloser Verrücktheit schwanken. Als das Ganoventrio den Safe der Versicherung knacken will, wird es von echten Stadtguerillas gestört. Das geht zu weit! Sie sabotieren die Sabotage und lassen sich als Retter in der Not feiern.