Cornelius sieht in der Natur das Tor zwischen Musik und Realität. Insofern gilt: Klares Ja zu Schweizer Wasser!


Kleid und schmächtig ist er. Und er gibt sich wie das Fleisch gewordene Klischee eines japanischen Touristen: Grinst recht freundlich und nickt so geflissentlich mit dem Kopf wie ein berufserfahrener Wackeldackel. Dass Cornelius alias Keigo Oyamada kein Englisch spricht, längt die Zeitspanne zwischen Fragen und Antworten beträchtlich, gibt Cornelius aber während des laufenden Übersetzungsvorgangs die Gelegenheit für das eine oder andere Kopfnicken extra. Erste Rückmeldung des Dolmetschers: „Genre-Grenzen sind dafür gemacht, dass man in den Plattenläden verschiedene Fächer einrichten kann. Die sind sehr benutzerfreundlich, und so finden die Kunden auch die Platten, die sie suchen. Wenn man selber Musik macht, ist es eher hinderlich, zwischen verschiedenen Styles zu unterscheiden. Ich verquirle lieber möglichst viel von allem aus lauter Spielfreude.“

Wer „Fantasma“, das 98er-Alburn von Cornelius, kennt, weiß: Das kann man dem Mann inclusive Übersetzer aufs Wort glauben. Auf der Schallplatte geht’s im Schweinsgalopp durch vier Jahrzehnte populärer Musik und schätzungsweise 143 Styles; so ziemlich alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, schreddert Cornelius durchs sein japanisches Musikerhirn. Klar, dass das in Sachen Vielfalt nicht ausbaufähig war. Nach drei Minuten folgt die Bestätigung. „Auf ‚Fantasma‘ habe ich alle meine musikalischen Einflüsse auf einmal untergebracht und meine persönliche Traumwelt verarbeitet. Auf dem neuen Album ‚Point‘ hab ich schon vor den Aufnahmen eine Menge aussortiert und mich von Geräuschen aus meinem Alltag und der Natur inspirieren lassen.“

Die komplette back-to-nature Schiene fährt Cornelius trotzdem nicht; in seinem aktuellen Schaffen fungiert Natur für ihn eher als Bindeglied zwischen Kunst und Realität. „Musik ist eine Kunst, und wenn ich in meine Kunst Vogelgezwitscher und Wasserplätschern einbaue, ist die Natur für mich das Tor, durch das ich wieder in die Realität zurückkehren kann. „Das klingt erschreckend normal, ist aber wohl doch nicht ganz so gemeint. Was spätestens dann klar wird, als der Übersetzer nachlegt. „Das Wasserplätschern auf ‚Point‘ ist alles echt, ich hab da nichts gesampelt. Und das Wasser in der Schweiz hat den besten, reinsten Klang. Wahrscheinlich, weil die Schweiz so ein sauberes und anständiges kleines Land ist.“ Der Übersetzer holt sich fix ein Getränk an der Bar, und Cornelius fragt in einer Art Englisch, wo denn der nächste Plattenladen sei. Die Antwort: Fünf Minuten zu Fuß. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Die musikalischen Einflüsse von morgen sind nah, seine Traumwelt kriegt alsbald Nachschub.

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