Schmollecke


Um ein Haar wäre er uns von der Schippe gesprungen, der Schmoll-Ingo. Sein RTL-Fetzer „Ragazzi“ wackelte. Schuld sind die blöden Musik-Videos, schmollt Ingo.

Die häufigste Frage der vergangenen Monate, die man mir steifte, lautete: ,Wie geht es denn jetzt mit eurer Sendung weiter?“ Hier jetzt zum allerletzten Mal die Antwort: ,Es geht weiter!‘ Wir hätten zwar auch beinahe .dran glauben‘ müssen, aber es gibt scheinbar doch noch ein bis zwei Leute in der oberen Etage des Senders, die auf ,Negermusik‘ abfahren. Glück gehabt! Das Sterben der Musikshows im TV, ja-ja. In allen Artikeln, die ich in der vergangenen Zeit über dieses Thema gelesen habe, habe ich nach Begründungen gesucht. Die einzige Antwort: niedrige Zuschauerzahlen. Aber warum? Versetzen wir uns zehn Jahre zurück. .Video killed the radio star“, Pop-Stars und solche, die es werden wollten, machten plötzlich Kurzfilme, sogenannte Videoclips. Gigantisch, aufregend, neu, spannend und dos allerschönste: Die Musiker schwitzen nicht mehr so eklig wie bei Live-Auftritten und es gab nur eine Sendung in Deutschland, die Videoclips präsentierte. Aber schon kurze Zeit später war der Ofen aus. Plötzlich kamen sie — die Privatsender. Viele füllten ihre Programme mit der einfachsten Methode: Videoclips spielen. Es gab die deutsche und die englische Musicbox, Sky Channel und später MTV und der Musikclip wurde durch das Überangebot immer uninteressanter. Der einzige Musiksender, der überlebt hat, ist MTV. Ich nenne diese Station auch gerne das Fernsehrodio, denn der Sender wird konsumiert wie ein Radioprogramm, das Zuhause, im Büro oder sonst wo den ganzen Tag läuft, ohne daß wirklich jemand zusieht. Der Videoclip wurde fürs Fernsehen das, was Schallplatten fürs Radio sind.

Heute sucht man nach neuen Arten der Musikpräsentotion, um das ganze wieder attraktiv zu machen. Es gibt die einen, die glauben, Live-Konzerte im Fernsehen wären wieder angesagt und es gibt die anderen, z.B. uns, die in einem Mogazm versuchen, mit Interviews, Beiträgen und Live-Ausschnitten Bands und Interpreten vorzustellen, wobei auch Künstler aus den eigenen Landen eine Rolle spielen dürfen. Und dozu kommen die Videoclips, schließlich muß man ja irgendwie auch aktuelle Titel spielen können. So versucht man dann zu überleben, mit schlechtem Sendepbtz, wenig Ptoduktionskohle und einem Sender im Rücken (MTV), der nach einem Werbeslogan schneller schießt als sein Schatten. Wenn das so weitergeht, lasse ich mich umoperieren, nenne mich Inge Schmollinger und moderiere die .Heimatmelodie“, denn Volksmusik boomt.