Cotton Club


In Harlem ist die Hölle los: Allabendlich trifft sich mitten im berüchtigten schwarzen Stadtteil die New Yorker Schickeria. Wer in High Society, Politik und vor allem Unterwelt Rang und Namen hat, gibt sich im verrucht-mondänen Milieu ein Stelldichein. Für Schwarze ist der Zugang verboten. Andererseits haben weiße Musiker keine Chance, im Cotton Club aufzutreten: Denn hier wird nicht nur (schwarzer) Jazz gespielt, hier wird vor allem ein exotischer Lebensstil zelebriert.

Duke Ellington und Cab Calloway gehören mit ihren Orchestern zum Hause: Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Billie Holiday und Fats Waller geben hier Gastspiele. In den spaten 20er und frühen 30er Jahren vergeht kaum ein Abend ohne Live-Radioübertragung aus dem Club Die legendäre Ära lassen jetzt Regisseur Francis Coppola, Produzent Robert Evans und Bestsellerautor Mario Puzo auf spektakuläre Weise wieder aufleben Spektakulär ist auch die (fünfjährige) Entstehungsgeschichte des Films, die von erbitterten Machtkämpfen und gerichtlichen Auseinandersetzungen um die finanzielle und künstlerische Kontrolle über das Superwerk überschattet wird. Obwohl das Team Coppola Evans Puzo für die Welthits „Der Pate“ und „Der Pate II“ verantwortlich zeichnet, meinen heule alle Beteiligten, es sei ein Wunder, daß der Film überhaupt fertiggestellt wurde Coppola nämlich, seit „Apocalypse Now“ und „One From The Heart“ erfahren im Umgang mit Multi-Millionen-Dollar-Budgets. schreibt zusammen mit Pulitzer-Preistrager William Kennedy die Story von „Cotton Club“ noch während der Dreharbeiten ständig um Da an der Entstehung des Films aber 600 Mitarbeiter beteiligt sind und ein einziger Drehtag eine Viertelmillion Dollar kostet, wachsen die geplanten Produktionskosten von 20 Millionen Dollar auf mehr als 40 Millionen Dafür bietet „Cotton Club“ in puncto Musik. Tanz und schauspielerischer Leistung das Beste vom Besten Bob Wilber. schon damals einer der respektiertesten Jazzmusiker, der

schon bei Benny Goodman. Max Kaminsky und Eddy Condon spielte, besorgt die Musik-Arrangements; Michael Smwn vom San Francisco Ballet. Arthur Mitchell vom Dance Theatre of Harlem und Broadway-Choreograph Henry LeTang entwerfen die unglaublichen Tanz-Nummern Allein in die Kostüme werden fünf Millionen Mark investiert In der Rolle des schwarzen Stepptanzers Sandman Williams legt Broadway-Star Gregory Hines einige Stepp-Numinern aufs Parkett, die klarmachen, warum man ihn einen „neuen Fred Astair“ nennt. In der Rolle des jungen Iren Dixie Dwyer, dem es als ersten Weißen gestattet wird mit dem Cotton-Club-Orchester zu spielen, blast Richard Gere („Ein Mann für gewisse Stunden ) seine eigenen Trompeten-Soli Und in der Rolle der Gangster-Geliebten Vera Cicero kann Diane Lane („Straßen in Flammen“) nicht nur traumhaft schon aussehen, sondern auch beweisen, daß sie mit ihren 19 Jahren schon eine beachtliche Schauspielerin ist „Ich wollte keinen Gangsterfilm drehen und auch kein Musical Ich wollte etwas schaffen, was es niemals zuvor gegeben hat. Ich wollte, daß „Cotton Club“ ein rauschendes, faszinierendes Fest wird“, sagt Regisseur Francis Coppola. Was ihm gelungen ist Als rote Faden, die den Augen- und Ohrenschmaus der Darbietungen im Cotton Club durchziehen, dienen Coppola zwei (komplizierte) Liebes- und eine (gewalttätige) Gangster-Geschichte Zuerst reitet Dixie Dwyer dem berüchtigten Gangster Dutch Schultz das Leben.

dann wird er Zeuge, wie Dutch einen Rivalen umbringt, und schließlich verliebt er sich in Schultz Geliebte Vera Cicero.

Daß er die Komplikationen lebend übersteht, hat er vor allem Owney Madden. dem Besitzer des Cotton Club, zu verdanken: Madden verhilft Dixie zu einer Karriere als Filmschauspieler in Hollywood.

Für harte Action sorgen die ständigen Machtkämpfe zwischen schwarzen, jüdischen, irischen und italienschen Gangstern – aus denen die Italiener in der Gestalt von Lucky Luciano (Joe Dallessandro) schließlich als Gewinner hervorgehen Daß im Film auch ein Gangster mit dem Namen „Trigger Mike Coppola“ auftaucht, ist nur ein Scherz am Rande.