Creed


Von den US-Medien kaum beachtet, glückte Creed dennoch der Aufstieg.

Öffentliche Orte wie Cafes, Kinos oder Restaurants braucht Scott Stapp nicht zu meiden – er würde ohnehin nicht auffallen. Dabei zählt der unscheinbare Mittzwanziger mit dem traurigen Dackelblick zu den Shootingstars des letzten Jahres. „My Own Prison“, das Debüt seiner Band Creed, verkaufte sich in Amerika 2,5 Millionen Mal und steht seit 80 Wochen in den Billboard-Charts. „Die Leute brauchen düsteren Rock ’n‘ Roll, um Dampf abzulassen“, philosophiert Scott. „Seit es Nirvana und Soundgarden nicht mehr gibt, herrscht ein riesiger Nachholbedarf. Und wir sind dabei, diese Lücke zu schließen“. Allerdings finden Creed in den amerikanischen Printmedien mindestens so viel Beachtung wie bei MTV oder im Radio – nämlich gar keine. Ihr Erfolg basiert auf unablässigem Touren. „Natürlich sind wir Teil des Pop-Business. Das heißt aber nicht, daß wir seinen Gesetzmäßigkeiten gehorchen müssen“, meint Stapp. Inzwischen verkörpert er das, was amerikanische Jugendliche seit dem Tod von Kurt Cobain so schmerzlich vermissen: jemanden, der ihre Probleme und Sorgen kennt, der in ähnlich kranken Verhältnissen wie sie aufgewachsen ist und was am wichtigsten ist – der den Ausstieg aus dem „white trash“ geschafft hat. Nun gilt Stapp als neuer Messias des Rock – er ist Sprachrohr, Idol und Seelentröster in einer Person. Schade nur, daß ihn mitunter nicht mal die eigenen Fans erkennen.