Creed handeln. wo andere nur reden: Die Band um Sänger Scott Stapp betreibt aktive Hilfe für die Opfer der Attentate in den USA.


Nach den Ereignissen vom 11. September ergeht sich die US-Unterhaltungsindustrie in patriotischen Gesten, pompösen Wohltätigkeitskonzerten und mitunter peinlichen Benefiz-Platten. Nicht so Creed ausTallahassee, Florida – die Superstars der Alternative-Szene, die von ihren beiden Alben „My Own Prison“ (1997) und „Human Clay“ (1999) 16 Millionen Stück verkaufen konnten, gehen umsichtiger und effizienter zu Werke: Sie gründeten die „Arms Wide Open Foundation“, eine Stiftung, die sich um die Hinterbliebenen der WTC-Opfer kümmert und sich weniger über Spenden, sondern vor allem durch Band-eigene Aktivitäten finanziert. „Wir spenden einen Dollar pro Konzenticket, das wir für unsere nächste Tour verkaufen“, so Sänger Scott Stapp (28). Da Creed bekanntlich äußerst tourfreudig sind (bis zu 250 Gigs jährlich), dürfte sich sehr schnell sehr viel Geld ansammeln. Zumal das Trio auch noch andere Aktionen im Repertoire hat: „Wir haben kürzlich ein Softball-Tunier in New York veranstaltet, das 50.000 Dollar einspielte.“

Wenig beeindruckt zeigt sich Stapp von der gegenwärtigen Anschlags- und Anthrax-Paranoia seiner Landsleute. Im Gegenteil: Das neue Album „Weathered“ erscheint wie geplant, im Januar geht es auf Europa-Tour, und Flugzeuge besteigt der Endzwanziger wie eh und je. „Natürlich macht man sich Gedanken über die eigene Sicherheit und verfolgt in den Nachrichten, ob wieder irgendwo etwas passiert ist. Dabei ist es einfach wichtig, schnellstmöglich Normalität einkehren zu lassen.“ Mit den Terroristen geht Stapp hart ins Gericht: „Religiöser Fanatismus ist das Schlimmste, was es gibt. Die haben doch alle eine Schraube locker“. Der Sänger weiß, wovon er spricht: Er stammt aus einem christlich-fundamentalistischen Elternhaus – und riss mit 17 von zu Hause aus, um ein besseres, freieres Leben zu führen. Das ist ihm gelungen: Er ist frisch verheiratet, Vater eines Kindes, und beruflich bahnt sich mit „Weathered‘ schon der nächste Bestseller an – so viel Erfolg macht locker, frei und tolerant. Nur bei dem inzwischen geschassten Gründungsmitglied Brian Marshall hört die Toleranz auf: Der Basser wurde gefeuert, weil ihm der Erfolg zu Kopf gestiegen war. „Er hat in mehreren Interviews erzählt, dass wir besser als Pearl )am seien und Eddie Vedder sich warm anziehen solle. So einen Blödsinn brauchen wir nicht – wir sind eine bodenständige Gruppe.“ Spricht’s und nickt zufrieden.

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