Curtis Mayfield – Curtis Mayfield, Love, Peace, Understanding


Love, Peace, Understanding – drei Worte, die für den musikalischen Wortführer der Schwarzen, Curtis Mayfield, mehr als nur eine Reminiszenz an die bekiffte, blumenverhangene Hippie-Ära symbolisieren. Den tieferen Sinn dieser Worte hat er wie kein anderer gelebt. Und er lebt ihn noch immer, von seinem medizinischen Stuhl aus, der es ihm – der seit einem Unfall querschnittgelähmt ist – erlaubt, die Welt aus gleich mehreren, wenn auch reduzierten Perspektiven wahrzunehmen.lOVE, PEACE, UNDERSTANDING nennt sich auch ein Versuch, mit drei CDs den Jahren nach Mayfields Split von den Impressions gerecht zu werden. Nahezu alle Soloalben Mayfields wurden mittlerweile auf Silberling wiederveröffentlicht – allerdings nur in den USA, Großbritannien und in Japan. Klassiker wie CURTIS, ROOTS oder BACK TO THE WORLD sind hierzulande – wenn überhaupt – nur gegen entsprechenden Importzuschlag erhältlich. Ein 1992 von MCA veröffentlichtes 2-CD-Set namens THE ANTHOLOGY1961-77 bietet überwiegend Material der Impressions-Ära. Mayfields Solojahre hingegen wurden mit ganzen neun, wenn auch exzellenten Tracks abgespeist. Da sprechen die chronologisch kompilierten 28 Songs der feinsinnigen Spezialisten vom britischen Re-Issue-Label Sequel eine ganz andere Sprache. Wird doch mit ihnen Curtis Mayfields Karriere der Jahre 1970 bis 1990 ausführlich reflektiert, mit dem Schwerpunkt auf die frühen bis mittleren 70er Jahre. Darunter Soul-Club-Klassiker wie „(Don’t Worry) If There Is A Hell Below“,“Move On Up“ oder“We People Who Are Darker“ in Originallänge von sechs, sieben, acht Minuten ohne das störende Fade-In und -Out der ursprünglichen Single-Versionen. Natürlich dürfen die Hits „Superfly“,“Freddie’s Deak“,“Pusherman“,“Future Shock“ und „Back To The World“ nicht fehlen. Lieder, die dem multitalentierten Musiker, der seine Alben selber produzierte, in den Jahren 1971/72 den weltweiten Durchbruch bescherten-Soul-Evergreens allesamt, aber mit ironisch-amüsanter bis hin zu real-harscher Sozialkritik. Weit weniger gute Songs finden sich hingegen im Mayfield-Repertoire der mittleren 80er Jahre: Auf LOVE, PEACE, UNDERSTANDING sind folgerichtig nur „Soul Music“,“Never Say You Can’t Survive“,“Mr. Welfare Man“, „Love Me, Love Me Now“ sowie einige wenige andere Stücke aus dieser Phase vertreten. Der Rest fiel dankenswerterweise einer „natürlichen Selektion‘ zum Opfer. Um so überraschender klingen dann jene beiden Tracks („Homeless“ und „Do Be Down“) des 90er Albums TAKE IT TO THE STREETS, die musikalisch pointiert und inhaltlich scharfzüngig den stetigen sozialen Verfall des schwarzen Amerika aufs Korn nehmen. Die absoluten Highlights für alle Curtis-Maniacs aber dürften 17 „Undubbed/Unplugged Versions“ sein, die wohl alle 1970 im hauseigenen Studio entstanden. Die ersten sechs Songs sind alte Bekannte aus Mayfields ersten Soloalben in frühen, bislang unbekannten Demoversionen („Power To The People“,“Underground“, „Suffer“, „Miss Black America“) oder einfach Work-In-Progress-Tracks. Hier kann man hören, wie aus „Ghetto Child“ am Ende „Little Child, Running Wild“ wird. Zehn weitere Titel rekrutieren sich aus altem Impressions-Material, im (damals) neuen Mayfield-Sound eingespielt, darunter „Talkin’About My Baby“,“Minstrel And Queen“, „Woman’s Got Soul“, „You Must Believe Me“, „Man’s Temptation“ und „Love’s Miracle“. Als Bonus gibt es noch einen vierteiligen Auszug (u. a. mit „State And Stare“ und „Stone Junkie“) aus der 1971 im New Yorker „Bitter End“ mitgeschnittenen Doppel-LP CURTIS/UVE, die den genialen Musiker Mayfield (mit neuer Band) im selben Jahr sowohl in den USA als auch in Good Old England als „Solointerpreten“ etablieren konnte.