Dabei haben sie es doch nur gut gemeint: Nach ersten Erfolgen lernten Whale, ihre Instrumente zu beherrschen. Keine gute Idee.


Es war das Frühjahr 1996, und Whale hatten mit „We Care“ eine Crossover-Platte aufgenommen wie man sie bis dato nicht gehört hatte – dreist naiv und voller Energie. Zu Recht war die Scheibe ein immenser Erfolg, und Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung. Zweieinhalb Jahre später: Es ist Herbst geworden, der Sommer hat sich dieses Jahr kaum blicken lassen, und Whale sind vom Trio zum Quintett aufgestockt worden. Außerdem gibt’s eine neue Platte. „All Disco Dance Must End In Broken Bones“, nennt sich die Scheibe. Darauf kracht es immer noch, wenn auch verhaltener als auf „We Care“. Großer Groove und rougher Rock reichen sich nach wie vor die Hand. Doch irgendwie paßt diese Kombination nicht mehr so recht in die Zeit, irgendwie hören sich Whale Anno ’98 ein bißchen altbacken und bieder an. Cia Soros Erklärung: „Wir haben in den letzten zwei Jahren gelernt, unsere Instrumente zu beherrschen. Wir haben gelernt, was eine echte Melodie ausmacht. Wir haben gelernt, unser Chaos etwas zu kontrollieren.“ Das klingt wie eine Entschuldigung, ist aber als Erklärung gedacht. Denn irgendwie sei bei Whale eigentlich ja doch alles ganz anders – meint jedenfalls Cia Soro. „Ich hoffe“, grinst die smarte Mittzwanzigerin, „wir haben uns nach wie vor eine gehörige Portion Trash erhalten. Ich hasse nämlich cleanen Pop-auch wenn es nicht übel ist, sein Instrument halbwegs zu kennen. Aber zuviel Perfektionismus schadet nur. Wenigstens uns!“ Eine weise Erkenntnis, Miss Whale. Man sollte ihr folgen.