Das kurze Leben und der schnelle Tod eines Rock’n’Rollers


Es ist einer dieser Namen, die man irgendwoher zu kennen glaubt: Ritchie Valens. 1958 hatte er drei Hits. Dann stieg er mit den Musikerkollegen Buddy Holly und Big Bopper in ein kleines Flugzeug und stürzte ab. "La Bamba* rekonstruiert Valens' kurze, außergewöhnliche Karriere in einer Berg- und Talfahrt zwischen übermütigem Rock'n'Roll und bedrückendem privatem Schicksal.

Seine Zeit war knapp, aber gerade lange genug, daß Ritchie Valens (Lou Diamond Philips) es noch allen zeigen konnte. Seinem Halbbruder Bob (Esai Morales) zum Beispiel: Der butterte ihn unter, wo es ging und spannte ihm seine erste Freundin (Elizabeth Pena) aus. Bob war der Ältere, der Stärkere und war es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Die Zuneigung, die Ritchie durch seine Musik in der Öffentlichkeit und bei der gemeinsamen Mutter (Rosana DeSoto) fand, waren für Bob so bitter, daß er sich in Tränen und Alkohol flüchtete.

Beweisen konnte sich Ritchie auch seiner großen, unerfüllten Liebe: Seine High School-Banknachbarin Donna (Danielle von Zerneck) war blond und brav. Und weil ihr Daddy es so wollte, brach sie den Kontakt zu Ritchie nach den ersten Flirts ab. Der Enttäuschte schrieb ein Liebeslied für sie und machte es zum Hit. Bei seinem einzigen Auftritt in der wichtigen Fernseh-Show „American Bandstand“ schmachtete Ritchie nach seiner „Donna“. — Ich liebe ein Mädchen, das mich verschmäht, und alle Welt soll es wissen!

Durchsetzen konnte Ritchie sich schließlich gegenüber seinem Manager Bob Keene (Joe Pantoliano). Nach der Eigenkomposition „Come on, let’s go“ setzte Ritchie sich in den Kopf, ein Traditional neu einzuspielen: Eine Rock’n’Roll-Version von „La Bamba“. dem Stück, das vermutlich um 1830 in Mexico als Hochzeitstanz entstanden war. Aber Rock ’n‘ Roll ist amerikanisch! Wer will da Spanisch hören? Viele, wie sich herausstellen sollte. Ritchie gelang mit „La Bamba“ ein Platz 2 in den Charts. So leistete er Vorarbeit für etwas, das man heute mit dem Begriff „Crossover“ beschreibt. Als gebürtiger Amerikaner mit spanischen Vorfahren, als „Chicano“, ebnete er sich den Weg in eine typisch amerikanische Domäne. Umgekehrt öffnete er den Amerikanern den Zugang zu einer anderen Kultur. Regisseur Luis Valdez, sein Bruder Daniel als Co-Produzent und Carlos Santana, der Teile der Filmmusik beisteuerte, haben den gleichen kulturellen Hintergrund wie Ritchie Valens. Für alle drei, so sagen sie, war dieser Aspekt ausschlaggebend für das Filmproiekt.

Für alle, denen Crossover egal ist, bietet „La Bamba“ eine bisweilen allzu rührende Bio vom Rock-Helden aus den Slums und Rock ’n‘ Roll satt. Zwölf Titel aus Valens‘ Repertoire und drei Eigenkompositionen spielte die mexikanische Band Los Lobos für den Soundtrack ein. Daneben Klassiker von Chuck Berry, Little Richard, den Platters und anderen. Sämtliche Musiknummern sind brillant inszeniert. Vom ersten High School-Auftritt Ritchies bis zum letzten großen Gig mit Buddy Holly (gespielt von Marshall Crenshaw) und Eddie Cochran (Ex-Stray Cat Brian Setzer) in der Nacht vor dem tödlichen Flugzeugabsturz. Ohne großen Kamera-Firlefanz aber immer auf dem Punkt. Wer da ruhig sitzen bleiben kann, ist zu alt für Rock’n’Roll. Und wer die durchschnittliche deutsche Kartenabreißerin nicht mit einem Piccolo „überredet“, daß sie den Ton lauter dreht, hat wieder mal nur die Hälfte davon.