Dicke Dinger


Die Neue Deutsche Leitkultur: Brutalstmögliche Moorleichen, frisch aus dem Spendensumpf.

Nachrichtenalltag im Jahr 2000. Irgendwann freute man sich gar über die Meldung, dass sich irgendeine langweilige Gewerkschaft mit irgendwelchen grau gestreiften Arbeitgebern einigen konnte. An sich minder reizvoll, solange es dabei nicht um den eigenen Job geht. Aber immer noch vergnüglicher als die Daily Soap über brutale Aufklärer, gefallene Law & Order-Engel und einen dicken Mann, der auf die Frage nach irgendwelchen anonymen Spendern reflexhaft in einen zweistündigen Monolog über seine „gechichtlichen Verdienste um die Einheit“ auszudünsten pflegte. Nennen wir die Langweiler beim Namen: Roland Koch, dessen einst weiße Weste heute längst ins Leberwurstgraue tendiert, Eisenscheitel Manfred Kanther, der sich konsequenterweise selbst in die Verbannung schicken müsste (es gibt noch massenhaft unbewohnte Inseln!), und last not least Dr. Helmut Kohl: Selbstgerecht saß er da und putzte bräsig allzu nassforsche Reporter herunter, die zumindest ahnten, dass der Dicke mal wieder die Repeat-Taste gedrückt hat. Unterhaltungsfaktor null. Wochenlang. Dann kam Angela Merkel, Madame 4,5 Volt, gesegnet mit dem Charme eines bestickten Sofakissens. Im Gefolge Friedrich Merz, den man noch heute für den Bezirksvertreter von Wüstenrot halten könnte, wenn er sich nicht mit dem Dummwort „Deutsche Leitkultur“ als nationale Stimmungskanone geoutet hatte. Machte das Spaß? Nicht wirklich. Und die Sozen? Flugaffäre. Gott, wie öde. Scheinverträge mit dem FC Saarbrücken, na super. Zweite Liga. Also: Wir wollen Politiker, die sich auf Staatskosten goldene Kloschüsseln installieren lassen, die im Blumenbeet des Reichstags Dope anbauen. Dann kommt wenigstens Stimmung auf.