Die 20 besten Wave-Pop-Alben der 80er


Acts wie Drangsal und DIIV beschwören den vernebelten Geist der 80er. Zeit für eine Liste, die dem Wave-Pop-Sound dieser Dekade gewidmet ist.

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A SECRET WISH
1985
Trevor Horn überließ die Produktion seinem Assistenten Stephen Lipson, gab ihm aber die beste Technik und sein Adressbuch mit. Als Gäste dabei sind Steve Howe (Yes), Stewart Copeland (The Police), David Sylvian und Glenn Gregory (Heaven 17). Hinter Propaganda stand der Düsseldorfer Ralf Dörper (Die Krupps). Die Ambition war, so groß zu werden wie Kraftwerk. Daher rühren auch die vielen Deutschlandbezüge: der Name, die Single „Dr. Mabuse“, der Technik­fetisch von „p:Machinery“. Das hätte alles total in die Hose gehen können, doch da ist eben auch die Stimme von Sängerin Claudia Brücken. Ein bisschen Nico, ein bisschen Siouxsie – sehr verführerisch. Der ungewöhnlichste Song ist die Coverversion von „Sorry For Laughing“ von den schottischen Proto-Indiepoppern Josef K. André Boße
* Brücken war die Frau von Paul Morley, „NME“-Autor und Mitbegründer von ZTT Records; Lebensgefährte heute: Paul Humphreys (OMD).

19_China_CrisisChina Crisis
FLAUNT THE IMPERFECTION
1985
Nahe Liverpool hatten sich China Crisis 1979 gegründet, sie gehörten aber nicht zu den typischen Vertretern der lokalen Szene. Das zeigte sich endgültig, als sie sich nach dem UK-Top-Ten-Hit „Wishful Thinking“ 1983 mit Walter Becker von Steely Dan als Produzenten zusammentaten. New Wave und Synthiepop wurden an die Seite gedrängt und durch Jazz, Softrock und die urbane Steely-Dan-Coolness ersetzt. Diese Paarung funktionierte zum Beispiel in „King In A Catholic Style“ wunderbar. Niemand sonst hatte so einen von nervösem Drumming und politischen Andeutungen angefeuerten Song im Programm. Großartig sind auch das vom Dub-Rhythmus getragene „Strength Of Character“, die grundharmonische Ballade „Black Man Ray“ und das von Becker inspirierte Material in „You Did Cut Me“ und „Bigger The Punch Im Feeling“. So überlebten China Crisis den Wave- und Synthiepop. Thomas Weiland
* Walter Becker ließ seine hochschwangere Frau in einem Krankenhaus auf Hawaii zurück, um an diesem Album mitzuarbeiten.

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THE CIRCLE & THE SQUARE
1986
Hey, Coldplay, wenn schon Ethnochöre mit Pop, dann bitte mit so viel Inbrunst wie diese beiden Londoner. Über die lautmalerischen Klammerzusätze von „Chenko (Tenka-Io)“ und „Lean On Me (Ah-Li-Ayo)“ mag man sich lustig machen, doch diese Musik umarmt tatsächlich die Welt! Kurz bevor Ethnopop zum großen Thema wurde, nahmen sich Red Box Choräle von überallher und legten Neoklassik und kunstvollen Synthiepop darunter. Wer’s gern bescheiden mag, sollte das nicht hören. Aber wenn einen der textlich durchaus kritische Eine-Welt-Pop einmal kriegt, dann zeigt sich dieses Album als Meisterwerk. André Boße
* Prominenteste Chorstimme: Schauspieler Anthony Head, der später als Rupert Giles in „Buffy“ bekannt wurde.