Neulich in der Redaktionskonferenz. Irgendein musikalisch wahnsinnig engagierter Hersteller von Konsumprodukten, die mit Musik überhaupt nichts zu tun haben, will, daß wir „was über einen von dem wahnsinnig engagierten Konsumprodukthersteller organisierten Band-Contest machen“. Da treten verschiedene Nachwuchsbands, die noch keinen Plattenvertrag haben, gegeneinanderan. Wie langweilig. Natürlich machen wir nichts über den Band-Contest. Weil Bandwettbewerbe von BWL-Studenten ausgedacht wurden, um den Rock’n’Roll, den BWL-Studenten nicht verstehen können, in eine Form zu pressen, ihn zu strukturieren und zu bändigen, in ein Format zu pressen, ihn „wettbewerbsfähig“ zu machen, weil BWL-Studenten vom Wettbewerb was verstehen. Der Rock’n’Roll ist aber nicht wettbewerbsfähig zu machen und in Schemata zu pressen, die sich nicht-Rock’n’Roll-fähige BWL-Studenten ausgedacht haben, weil der Rock’n’Roll immernoch am besten ist. wenn er von kranken Typen gemacht wird, die Crack rauchen, Kate Moss vögeln, Whiskey-Cola saufen und nachts nicht schlafen können. Wir machen nichts über den Bandwettbewerb, weil wir befürchten, daß der Gewinner genauso unglaublich berühmt und unglaublich schlecht werden könnte wie der letzte Sieger eines Bandwettbewerbs, der unglaublich berühmt wurde, weil er unglaublich schlecht war: die Guano Apes. Wir machen nichts über den Bandwettbewerb, weil in der Jury BWL-Studenten sitzen und alte Hippies und Konzertveranstalter außer Dienst und verhinderte Musiker, die gerne selber Sieger eines Bandwettbewerbs geworden wären, aber nicht einmal das auf die Reihe gekriegt haben. Wir machen nichts über den Bandwettbewerb, weil die Juroren nur nach den Hippie-BWL-Musiker-Formaten urteilen, die sie selber kennen, und allem, was nicht in dieses Format paßt, von Anfang an ablehnend gegenüberstehen, weil sie wollen, daß alte Sieger von Bandwettbewerben genauso klingen wie die Guano Apes, weil sie die Guano Apes kennen. Wirmachen nichts überden Bandwettbewerb, weil wir uns an die Mutter aller Bandwettbewerbe erinnern: den „Grand Prix d’Eurovision de la Chanson“. Wenn die Mutter schon scheiße ist, was soll dann aus den Kindern werden?