Duran Duran


Der Blind Date, in aller Hektik zwischen Fernseh-Proben, Auftritt und Fotosessions gequetscht, war in letzter Minute noch einmal in Frage gestellt, weil Blondschopf Simon Le Bon seine Sonnenbrille nicht finden konnte. „Für einen Rockstar ist es schließlich unmöglich, ohne seine Sonnenbrille interviewt zu werden, meinst du nicht?“ Einmal mit Hören beschäftigt, erwies er sich jedoch als ernsthafter und aufmerksamer Kritiker; Keyboarder Nick Rhodes blieb es überlassen, den blasiert-gelangweilten Millionär zu mimen.

Queen: „I WantTo Break Free“

Simon: „Das ist Queen, ‚Radio Ga Ga‘. Nein, das ist schon die neue. Ah, ich hab‘ das Video davon gesehen, sehr witzig. Ich muß zugeben, das ist eine tolle Nummer, obwohl ich zu den Leuten gehöre, die Queen jahrelang gehaßt haben. Sagenhaftes Gitarrensolo. Hey, willst du Simon Le Bons absolute Lieblings-Gitarrensoli im Musik Express bringen?! Also, das sind: die Carpenters mit ‚Goodbye To Love‘, Steve Millers ‚Abracadabra‘, ,Heart Of Stone‘ von den Stones, Billy Idols ‚Rebel Yell‘ und Cockney Rebels ‚Make Me Smile.“

Nick: „Ich mag keine Gitarrensoli.“

Kurtis Blow: „Under Fire“

Nick: „Die unvermeidliche New York-Nummer. Kannst du das bitte abschalten? Wir waren dieses Jahr schon oft in New York und haben diesen Sound in jeder gottverdammten Limousine gehört. Als ich diesen Rap-Sound zum ersten Mal gehört habe, fand ich ihn toll; aber inzwischen habe ich mich so dran überhört, daß es mich krank macht.“

Simon: „Herbie Hancocks ‚Rockit‘ war wohl das Beste in der Richtung.“

Nick: „Ja, ‚Rockit‘ war brillant. Das hier hat nicht annähernd dieselbe Klasse. Das Beste an diesem Deejay-Zeug mit Rappen, Scratchen und allem ist ohnehin, den Leuten in New York zuzuschauen, wenn sie dazu tanzen. Das ist immer toll.“

The Cure: „Bananafishbones

Simon: „Das sind Cure, oder? Nicht ihre beste Nummer. Ich hab Cure immer gemocht; ich mag seine Stimme, die ist so unglaublich unkontrolliert und hysterisch. Aber ich finde, sie gehören zu den Bands, die ober-obskure Texte schreiben. ‚Lefs Got To Bed‘ hat mir gefallen; das war ein runder Song. Aber das hier ist ein bißchen viel Krach.“

Annabel Lamb: „Hands Of The Hunter“

Nick: „Schöne Gitarre.“

Simon: „Sag uns schon, wer das ist! Annabel Lamb? Das hier ist aber nicht von Ray Manzarek produziert, oder? Klingt sehr live. Ich kann mir gut vorstellen, diese Musik in einem schäbigen, verräucherten Jazzclub zu hören. Oh. das mag ich. Das ist toll! Ich werde mir das Album sofort besorgen.“

Thomas Dolby: „I Scare Myself“

Nick (angewidert, als ein akustisches Gitarrensolo kommt): „läccchhh! Nein, das bringt’s wirklich nicht. Versucht groovy zu sein, aber’s klappt nicht. Wer ist das? Thomas Dolby! Ha – gute Wahl, das hätte ich wirklich nie geraten. Aber jetzt, wo du’s gesagt hast, kommt’s hin. weil ich dieses Gefühl bei vielen seiner Sachen habe. Er hat oft tolle Ideen, seine Mischung verschiedener Elemente ist jedesmal interessant, aber oft haut das Gesamtbild nicht hin.“

Simon: „Er ist ein sehr intellektueller Performer; für meinen Geschmack fehlt seiner Arbeit oft das Gefühl. Hier liegt das ganze Gefühl in der Instrumentierung – und im Gesang gar keins. Der Song schreit geradezu nach leidenschaftlichem Gesang. Er ist zu klinisch. Die schmierige Sinnlichkeit von dem Annabel Lamb-Song etwa geht ihm völlig ab.“

Duran Duran: „The Reflex“

Nick: „Soll das ein Witz sein? Das brauchen wir uns nicht mehr anzuhören.“

Simon: „Das ist ein toller Song. Er verkörpert die Dynamik und Energie der Gruppe besser als alles, was wir je geschrieben haben.“

Nick: „Das ist eins unserer besten Resultate im Kombinieren von Tanzmusik mit einem energiegeladenen Gefühl. Es klingt einfach neu, mit jeder Menge Polyrhythmen und unterschiedlichen Klangfarben.“

Simon: „Es ist ein Song über Instinkte, oder über den Schutzengel, den wir alle über uns schweben haben und der nicht zuläßt, daß wir zu weit unten landen, weißt du? Ich mag ihn höllisch gern.

Aber das ist echt eine fantastisch gute Platte. Und Nile Rodgers hat einen unglaublich tollen Mix für die 12-inch-Version gemacht.“

Culture Club: „It’s A Miracle“

Simon: „Gut, wer das ist. wissen wir alle.

Das muß die Live-Version sein, weil sein Gesang reichlich neben der Melodie liegt.“

Nick: „Das ist… schwach. Wie kann ich höflich sagen, daß ich’s nicht mag? Ummm … die Band ist sehr fähig. Natürlich ist George ein guter Sänger, aber eine Menge von ihrem Material mag ich nicht. Das Zeug, mit dem ich nicht klarkomme, sind die Nummern, die ich ungeheuer fade finde. So wie die hier und auch schon ,Karma Chameleon‘. Ich finde die Zeile ‚Im a man without convitctions‘ (‚Ich bin ein Mann ohne Überzeugungen) leider nur zu wahr und reichlich traurig.“

Simon: „‚Miss Me Blind‘ war schlimmer. In ‚Miss Me Blind‘ gab’s das schlimmste Gitarrensolo aller Zeiten.“

Mel Brooks: „To Be Or Not To Be“

Simon: „Das ist diese ‚Hitler Rap-Sache, oder? Jaa, mag ich nicht. Mel Brooks ist ganz lustig, aber in Filmen ist er lustiger als auf Platte.“

Nick (brüllt): „LANGWEILIG! Ein bißchen farblos, ein bißchen langweilig, ein bißchen lustig, ein bißchen viel Wiederholung.“

Simon: „Und ein bißchen lang. Und die Melodie ist echt beschissen.“

Blancmange: „Don’t Tell Me“

Simon: „Ist dieser kleine Cassettenrecorder eigentlich die beste Anlage, die ME/Sounds aufbieten kann? (Wir geloben Besserung! -Red.) Wie kannst du erwarten, daß wir da noch was hören?“

Nick: „Das klingt auf alle Fälle ein bißchen langweilig. Ist das OMD? Human League?“

Simon: „Oh, ich weiß, das ist Blancmange. Ich kenn den Sänger, Neil. Er ist zur gleichen Kunsthochschule gegangen wie ich, Mode-Design. Ein netter Typ, hat echt eine gute Stimme.“

Nick: „Für mich klingen all ihre Songs sehr ähnlich. Ihren ersten englischen Hit, ‚Living On The Ceiling‘, hab‘ ich noch gemocht, aber bisher haben sie nichts Besseres mehr gemacht.“

Echo And The Bunnymen: „The Killing Moon“

Simon: „Offenbar jemand, der Jim Morrison sehr mag. Ist das eine Gruppe, die wir kennen könnten? Ist das Echo And The Bunnymen? Die sind normalerweise besser als das hier. Eine neue psychedelische Band.“

Nick: „Nein, sie sind eine alte psychedelische Band.“

Simon: „Gut, aber ich habe eine Schwäche für sie.“

Nick: „Die meisten dieser Bands,-über die in England der Musical Express ständig schreibt, mag ich nicht: Echo, Orange Juice, The Smiths. Kratzig geschrubbte Gitarren, absolute Standard-Rhythmen und leidender Gesang von einem Sänger, der ein bis oben zugeknöpftes Hemd, Jeans und einen schwarzen Mantel trägt.“

Simon: „Ich mag dieses orientalisch klingende Gitarrensolo ganz gern, aber letztlich ist das nichts, was wir nicht längst auf unseren B-Seiten verwendet hätten.“

Nick: „Für mich klingen alle Bunnymen A-Seiten wie B-Seiten.“