Ein Musikant blickt durch


In dieser Welt der Pop-Diven und Rock-Gockel gäbe es nicht wenige Kandidaten, denen man zutrauen würde, dem eigenen Leben ein Album zu widmen: Robbie Williams, Lil‘ Kim, Piff Paff Puff Diddy – allesamt mit Egos von der Größe eines Ozeans ausgestattet und damit einer solchen Idee sicher nicht abgeneigt. Aber dass nun ausgerechnet dieser freundlich lächelnde, meist in asketisches Grau-Grün gekleidete Intellektuelle sein Leben vertont haben soll? Und doch: Nitin Sawhney hat es getan, Human heißt das Album, das sich der Frage widmet, wie man die ersten vier Lebensjahrzehnte zu einem Klangkonzept zusammenfasst. „Ein ganz schön großes Thema, oder?“, fragt der 1964 in London geborene Sawhney. „Aber ich hatte keine Angst davor, mich selber zu überschätzen oder prätenziösen Konzeptalben-Mist abzuliefern, weil ich wusste, dass ich mich diesem Thema aus einer emotionalen, auf universelle Themen abzielenden Richtung nähere.“ Daher finden sich Reflektionen über ein Leben vor der Geburt neben Szenen aus seiner Kindheit, in der er als Sohn indischer Einwanderer oft gegen Rassismus zu kämpfen hatte. Der Soundtrack dieses Lebens reicht von indischen Ragas bis hin zu Downtempo-Soul oder housigen Dancetracks. Und trotz der gefahrvollen Größe der Thematik bleibt sich Nitin Sawhney treu, denn er verbindet instrumentale Meisterschaft mit einer seiner herausragenden Charaktereigenschaften: Bescheidenheit.

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