Popkolumne, Folge 171

Einseitige Liebe: Paulas zuckersüße „Die Passion“-Popwoche im Überblick


Paula Irmschler über einseitige Liebe, die Musik dazu und Mark Keller in der Rolle seines Lebens.

Leute, ich bin völlig fertig, verzückt und durchgenudelt – und SO kurz davor, wieder zur Zigarette zu greifen, denn am Mittwoch geschah ES, es lief DIE PASSION bei RTL. Und das inmitten einer ohnehin ultragefühligen Zeit … Frühling, Weltschmerz, Backstreet-Boys-Tourankündigung… Aber jetzt setzt euch doch erstmal und nehmt euch ein kühles Gösser (o.Ä.).

Es schwebt in der Luft, die Spatzen pfeifen es von den Dächern und ich sprüh’s an jede Wand: Es ist Verliebtheitszeit extrem! Überall in meinem Umfeld und bei Mats Hummels wird gedatet, sich verschossen, verliebt, abgesext, die Tasten und Hörer zum Glühen gebracht; letztens brachte ich zum Beispiel auf Nachfrage einem coronaerkrankten Freund nicht nur Medikamente, sondern auch Kondome von der Tanke mit, dabei war er allein. Was ist nur los!

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Und auch ich habe mich die letzten Wochen verhalten wie Joseph Gordon-Levitt in „500 Days of Summer“ in der besten Verknalltheitsszene überhaupt, beziehungsweise erkennt man sich eben wieder wenn man gern frühlingsbesoffen draußen rumrennt:

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Man braucht gar nicht unbedingt eine angebetete Person dafür, man kann es sich vorstellen, schließlich war man ja schon mal verknallt und das Ganze ist eigentlich sogar besser ohne diesen Wahnsinn, den man da Verknalltsein nennt und der eigentlich nur Panik vorm Wiederverlassenwerden ist. Weil man weiß ja, wie es so gut wie immer ausgehen wird. Nicht gut! Es droht nämlich: Die gute alte Einseitigkeit!

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Man heult, man hofft, man trinkt, man vögelt, aber es nützt alles nichts, am Ende hört man all die dummen Songs, die sonst keinen Sinn ergeben. „Wicked Game“, „Can’t Make You Love Me“, „Almost Lover“, „You Belong With Me“, „You’re Beautiful“, „Why Can’t This Be Love“, „It Must Have Been Love“, „Lovefool“, „Dancing On My Own“, you name it. Also, im Ernst, sagt mir gern eure einseitige-Liebe-Songs, brauche sie für eine Freundin.

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Apropos einseitige Liebe… Jetzt mal zum Thema der Stunde. Was ist die greatest einseitige love of all? Na logo, die zu Jesus! Es ist aufs Handy gucken, dass es bald blinken möge als Lebensgefühl. Aber nicht so, als er noch am Leben war:

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So ungefähr muss sich das damals abgespielt haben mit Jesus … Ich habe keine Ahnung und glaube schon mein ganzes Leben lang RTL alles. Bei uns im Osten gab es keinen Gott, aber es gab den genialen Sender aus Köln, zu dem wir auf eine Art auch beteten, weil wir hofften, dass das schwierige Kabel hielt und der Empfang nicht abriss.

So, wie Mittwochabend bei „Die Passion“ dargestellt, hab ich mir Westdeutschland immer vorgestellt und seit paar Jahren kann ich es nun bestätigen. Und die Kreuzigungsgeschichte, bei der es im Live-Musical „Die Passion“ zu gingen schien, verstehe ich jetzt auch. Während wir Ethik in der Schule hatten und die eine evangelische Familie in der Gegend für uns quasi so eine Art Kelly Family war, hatten die drüben in Köln die echte Kelly Family und andere Popstars, die offenbar an irgendwas Superseltsames glauben (Kreuzigung, dies das). Ostern war für uns einfach nur Ferien, Eiersuchen und Schokolade und ich wusste sehr lange nichts von der „wahren Bedeutung“, im Grunde wusste ich es bis Mittwoch nicht. Und hat es mir geschadet? Natürlich! Aber auch nicht nur.

Mein christlichster Moment war als Marlon 2002 nach der Flut, die vor allem uns in Sachsen betraf, „Lieber Gott“ als Benefizsingle veröffentlichte, während wir die Talsperren anflehten und nicht den da oben. Kann das Lied trotzdem noch auswendig und das völlig zu Recht! Umso trauriger war ich, dass es, im Gegensatz zu einigen 2000er-Deutschpop-Songs nicht in „Die Passion“ auftauchte.

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Überhaupt wurden einige naheliegenden Sachen liegen gelassen. So fehlte mir zum Beispiel „Liebe ist alles“ von Rosenstolz, eine Interpretation der Sportfreunde Stiller (z.B. „‘54, ‘74, ‘90, 30 n. Chr.“) und am Traurigsten war, dass Laith Al-Deen als Petrus zwar verschiedenste Popsongs performen durfte, aber nie seine eigenen. Und wie gut hätte „Bilder von Dir“ zu Gott und so gepasst? Hier bekommt er, was er verdient: einen Platz.

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Toll war hingegen, dass Mark Keller (als Judas) “Durch den Monsun” sang, dass “Irgendwas bleibt” performt wurde, ein völlig unterschätzter, absolut toller Song von Silbermond, der auch gut zum Thema Verlieben passt. Und auch “Und wenn ein Lied” von den Söhne Mannheims (die sich übrigens von Xavier Naidoo distanziert haben, liebe Internetleute) und “Ist da jemand” von Adel Tawil sind einfach nur klasse, unhatebare Popsongs, die es in “Die Passion” in okayen Interpretationen zu hören gab.

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Einsame Spitze waren auch die Auftritte von Gil Ofarim, Nelson Müller, der Reiner Calmund Currywurst verkaufte, Martin Semmelrogge als er selbst, Jo Gerner und Katy Karrenbauer in Bullengewahrsam und und und. Man kam aus dem Staunen nicht mehr raus! Ich liebe so Sachen wo immer noch jemand auftaucht und noch jemand und noch jemand.

Habe dann vor lauter Aufregung mal versucht, mich an alle Lieder zu erinnern, kann sein, dass dabei das ein oder andere schief gegangen ist.

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So, nun noch was Trauriges zum Schluss. Habt ihr schon gehört, dass die Turteltaube ausstirbt? Das richtige echte Tier, die Gattung??? Es stimmt. Deshalb: Bleibt bitte offen für alles, auch für die Liebe. Wir haben genug gelitten (siehe “Die Passion”, Jesus, die wahre Ostergeschichte). Bleibt naiv. Bleibt dumm. Bleibt verliebt.

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Was bisher geschah? Hier alle Popkolumnentexte im Überblick.

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