MUSIKEXPRESS gratuliert Greensleeves mit einer exklusiven Best-Of-Auswahl, die mit Superstars wie Augustus Pablo, Yellowman und Shabba Ranks eine Labelentwicklung dokumentiert, die erfolgreicher nicht hätte sein können. Um Einblick in die Arbeitsweise einer Plattenfirma zu bekommen, die bereits 1976 mit ihrer ersten LP-Veröffentlichung „Best Dressed Chicken In Town“ von Dr. Alimantado einen zeitlosen Genre-Klassiker produziert hat, haben wir uns in den idyllischen Londoner Vorort Isleworth gewagt, weite Bögen um ausgebrannte Autowracks gemacht, plakatierte Zeugengesuche bezüglich Messerstechereien ignoriert, um schließlich im sicheren Büro von A&R-Manager Chris Cracknell ein Vierteljahrhundert Greensleeves Revue passieren zu lassen. „Leicht war es nie“, lacht Cracknell nervös und versetzt sich noch einmal ganz an den Anfang zurück-das Londoner West End der frühen 70er Jahre. „Wir haben einen Import-Plattenladen aufgemacht und das Sortiment auf die Vorlieben der Kundschaft vor Ort spezialisiert.“ Da in Stadtteilen wie West Ealing viele Jamaikaner lebten, entstand bald dringender Bedarf nach den neuesten Roots-Reggae-Scheiben. „Mein Laden hatte im ersten Stock Clubatmosphäre mit gedämpftem Licht und zwei Plattenspielern“, erinnert sich Cracknell. „Einige DJs sind jedes Wochenende 60 Meilen gefahren, um bei uns Importe einzukaufen.“ Die Ladenkette war bald so erfolgreich, dass Cracknell wöchentlich Bestellungen nach Jamaika schickte, die in der Karibik jedoch selten ordnungsgemäß bearbeitet wurden. „Das Musik-Business war in Jamaika total desorganisiert. Wenn wir überhaupt eine Lieferung bekommen haben, dann waren in den Kisten oft irgendweiche Platten ohne Hülle“, so Cracknell. „Wir hatten das Gefühl, dass einige Künstler viel erfolgreicher hätten sein können, wenn ihre Platten kompetenter vermarktet worden wären. Also haben wir uns gedacht:’Warum bringen wir eigentlich nicht selbst Platten raus?'“ Zusammen mit Chris Sedgewick, der heute Managing Director ist, veranlasste Cracknell die Pressung von zwei Singles: Dr. Alimantados „Born For A Purpose“ und Reggae Regulars „Where Is Jah“. Greensleeves Records war geboren und setzte von Anfang an auf eine damals ungewöhnliche Strategie: „Uns war wichtig, Vorschüsse und Royalties zu zahlen. Wenn es 1976 im Reggae überhaupt Verträge gab, dann nur, um Sänger und Produzenten übers Ohr zu hauen“, so Cracknell kopfschüttelnd. Derart großer Respekt gegenüber Künstlern und Musik sprach sich herum, so dass Alimantado nach London kam, um für Greensleeves eine komplette LP zusammenzustellen. „Ungefähr zur selben Zeit lobte Johnny Rotten Dr. Alimantado über BBC Radio in den Himmel, was unserem Label zum Durchbruch verhalf. Die Telefone läuteten plötzlich heiß“, freut sich Cracknell. Dank hervorragender Kontakte zu jamaikanischen Top-Produzenten gelang es Greensleeves, über 25 Jahre Weltklasse-Alben mit u.a. den Eigenentdeckungen Shaggy („Oh Carolina“) und Beenie Man sowie Eek-A-Mouse und Mr. Vegas zu produzieren. Und bis heute dominiert das Label aus Isleworth die britischen Reggae-Charts.ohne dabei dem Kommerz zu verfallen. Über 100 Künstler und Millionen Fans können nicht irren.

www.greensleeves.net