Fem 2 Fem auf der Suche nach dem G-Punkt


Singende Lesben sind in — das ist spätestens seit k.d. lang und Melissa Etheridge kein Geheimnis mehr. Fem 2 Fem, die selbsternannte „erste feministische Lesben-Kombo“ der Popgeschichte, weiß das zu schätzen. Seit sie im Vorprogramm von Nine Inch Nails durch die USA tingelten, läuft das Business wie geschmiert. Und die Gruppe, die auf ihren Tonträgern gern nackt posiert, auf der Bühne Orgasmusorgien intoniert und ihre Körper im Sinne subversiver Aufklärungsarbeit auch schon der Leserschaft des ‚Playboy‘ zur Prüfung vorgelegt hat, ist sich ihrer Pionierarbeit bewußt. Meint doch Christina Minna mit dem ironiefreien Ernst einer Bekehrerin: „Eine Bewegung braucht alle Arten von Menschen — die politischen Aktivisten ebenso wie die Komödianten, die Künstler und die Unterhalter.“ So halten die vier Femmes bei ihrer Werbekampagne fürs feminine Lesbentum nicht zurück: Derart „riskant“ war der Ruf, der ihnen nach Großbritannien vorauseilte, daß die Behörden den Promotern zu verstehen gaben, ihre Lizenz erstrecke sich auf Musik, nicht Strip-Shows — worauf die so verunglimpften Damen ihre Brustwarzen züchtig verstecken mußten. „Ich weiß nicht, was die haben“, schmollt man im Fem 2 Fem-Lager, „in der gleichen Straße läuft ‚Hamlet‘ — wo liegt da der Unterschied? Ist doch beides Theater!“ Theater? Nein, ganz so lupenrein ist das Image der aufopfernden Lesbenkommune beim genauen Hinsehen nämlich nicht. Zum ersten bekennen sich nur zwei Mitglieder -— Lynn Pompey und Christina Minna —- zum aktiven Lesbentum (immerhin soll eine dritte Femme, LaLa, letzthin in Houston erstmals richtig eine Frau geküßt haben!). Zum zweiten stehen hinter der Band — Männer. Genauer: Ausgerechnet Led Zeppelins berühmt-berüchtigter Ex-Tour-Manager Richard Cole und der englische Produzent Michael Lewis. Der war von einer Freundin in L.A. in einen Sex-Club geschleppt worden, wo er auf die Idee kam, daß im breiteren Popgeschehen „eine Band, die auch für Frauen sexy“ wirke, fehle. Harte, lange Recherchier-Arbeit in Lesbenklubs förderte schließlich „auch ein paar gute Stimmen“ zu Tage, die nichts dagegen hatten, die Lesben-Texte des Herrn Lewis in die Kehle zu nehmen, die da etwa lauten: „Switch, you bitch, it feels good.“ Lewis soll kein Chauvinisten-Schwein sein, sagen die vier Schönen — er verstehe, worum es gehe. Das soll glauben, wer will. Zählen tut aber – zumindest ein kleines bißchen – auch noch die Musik. Deren Bandbreite reicht bei Fem 2 Fem von mangelhaft abgeguckter Enigma-Ambience zum Disco-Stil früherer Madonna-Elaborate. Der ideale Soundtrack also für den samstäglichen Sat l-Softporno.