Frumpy: die Funken Marie


Als Frau Doktor Funkenstein stürmte Inga Rumpf vor 20 Jahren mit Frumpy europäische Bühnen und Charts. Mit der Naivität einer FunkenMarie irrte sie später durch Dutzende von Genres, bis sie sich jetzt auf die alte Funkrock-Kraft von Frumpy wiederbesann. Ob das allein reicht, fragte ME/Sounds-Mitarbeiter Teddy Hoersch.

Auch alte Musik-Lieben kommen mal in ihren zweiten Frühling. „Ich bin“, sagt Inga Rumpf mit ihrer unverwechselbaren Reibeisenstimme, „frisch verliebt in Frumpy!“ Wiedervereinigungsfieber mit Hoffnung auf die schnelle Mark ist das nicht, eher schon verliebtes Beben mit erhöhter Temperatur: Inga Rumpf ist merklich nervös, wie eine Debütantin, die zum ersten Mal den nörgeligen Fragen der Presse ausgesetzt ist.

Von Publikum und Kritik stets mit dem Attribut „gesangliche Extraklasse'“ belegt, litten doch sämtliche Solo-Versuche der Sängerin an offensichtlichen Problemen, sich auf eine Musik-Richtung festzulegen. Inga sieht das natürlich ganz anders: „Ich habe mir den Luxus geleistet, alles zu machen, was mit Musik zu tun hat. Und in all den Jahren habe ich mich mit Klassik beschäftigt, kleine und große Arrangements ausprobiert, mit Svmphonieorchestern, Big Bands und Rockgruppen gespielt. Singen ist für mich das Größte – wie Baden ohne naß zu werden.“

In einer Branche, in der Erfolg allein in Umsatzzahlen gemessen wird, wirkt dieser Hang zur kreativen Neugier ebenso fremd wie sympatisch. Irgendwo zwischen naiver Orientierungslosigkeit und bewußter Eigenbrötlerei suchte sich Inga schon immer ihren Platz. „Ich habe mir die Freiheit genommen, von einem deutschsprachigen Album wie SECOND HAND MÄDCHEN bis hin zu einer LP mit Computermusik alles zu machen. Keine Richtung bleibt ewig richtig.“ Kommerzieller Erfolg, so gibt sie leicht widerwillig zu, stellt sich damit allerdings kaum ein: „Es hätten mehr Platten verkauft werden können. Das ist richtig. Aber ich habe andere Dinge gewonnen, bin viel gereist, habe ein interessantes Leben geführt. Vielleicht hätte ich etwas mehr für meine Solokarriere tun müssen, vielleicht auch die Plattenfirma. Aber eigentlich möchte ich dazu lieber nichts sagen. „

Viel lieber spricht sie über die Zukunft der Frumpy-Troika Kravetz, Rumpf und Bohn (im Foto v.l.) „Wir wollen heute das gemessen können, was wir vor 18, 20 Jahren erarbeitet und erkämpft haben.“ Frumpy – das war, fast auf den Tag genau vor 20 Jahren, eine Sensation in der Rockrepublik Deutschland.

„Hamburger Beatgruppe schlug den progressiven Weg ein und gewann“, schlagzeilte die Presse. Die „progressivste der Szene“ löste in manchem Krautrock-geschädigten Schreiber Allmachtsphantasien aus: „Gefühl 2000“ hieß es da. Oder man träumte von der „Eroberung Europas“. Natürlich in rein musikalischer Hinsicht. Wer live dabei war. wird es noch wissen. Mit Frumpy konnte man endlich einmal auch international mithalten. Sie spielten im Vorprogramm von Spooky Tooth, Moot The Hoople, Yes und Renaissance.

Man darf sich fragen: Warum das ganze noch einmal? Schlagzeuger Carsten Bohn sieht das von der praktischen Seite: „Unsere Plattenfirma hat 1988, ohne unser Wissen, eine Greatest Hits-Kompilation auf CD veröffentlicht. Und siehe da: Das Ding verkaufte sich ganz beachtlich. Keine immensen Stückzahlen, aber genug, um mir zu zeigen, daß da draußen noch ein Interesse bestehen mußte.“

Das Interesse an den neuen Frumpy durfte kaum geringeren, hat das Trio doch mit Unterstützung des Bowie-Gitarristen Carlos Alomar eine hochaktuelle Funk-Rock-Produktion voller Tanzboden-Knüller abgeliefert, die allenfalls wegen Inga Rumpfs ungebrochen kraftvoller Röhre noch Vergleiche mit Frumpy anno 1970 erlaubt. Daß man dennoch am alten Bandnamen festhielt, ist für Keyboarder Jean Jacques Kravetz eher Zufall:

„Wir könnten eigentlich auch anders heißen. Wir sind z war die selben Leute, aber wir machen völlig neue Musik. „