Ende 1967 hatte die Gruppe SIMON DUPREE & THE BIG SOUND riesigen Erfolg in England. Ihre Singles ‚Kites‘ und ‚For Whom The Bell Tolls‘ belegten beachtliche Plätze in den Hitparaden. Trotzdem und trotz einiger Tourneen durch Europa entwickelten sich zwischen den Gruppenmitgliedern ernsthafte Spannungen. „Wir mussten damals verdammt hart arbeiten,“ erinnert sich DEREK SHULMAN während eines Interviews, das wir neulich mit ihm führten, „Wir spielten acht Tage in der Woche, und das artete früher oder später in regelrechte Fliessbandarbeit aus. Wenn wir auf der Bühne standen, dachten wir an alles Mögliche – nur nicht an Musik. Irgendwann hatte unser Stimmungsbarometer schliesslich einen solchen Tiefstand erreicht, dass es trotz der Tatsache, dass wir eigentlich sehr erfolgreich waren, keinen anderen Ausweg mehr gab, als die Gruppe aufzulösen.“ Aus dem harten Kern der Simon Dupree-Band hat sich inzwischen längst sowas wie eine sensationnelle Newcomer-Gruppe entwickelt: GENTLE GIANT. Bereits nach dem Erscheinen des ersten Albums wurde deutlich, dass Gentle Giant damit beschäftigt war, einen höchst originellen Musik-Stil zu entwickeln. Als naheliegendste Orientierungspunkte könnte man vielleicht die Kompositionen von YES und PINK FLOYD erwähnen, aber jetzt – fünf LPs später – sind . auch diese Einflüsse nicht mehr zu spüren. „Es ist nun mal so, dass jede Gruppe im Anfang Schwierigkeiten hat, ihr eigenes musikalisches Gesicht zu entdecken. Jede Band kopiert zunächst immer andere Musiker, das ist einfach unvermeidlich. Bei uns hat es bis zum dritten Album gedauert, bis wir wussten. worauf unsere Musik hinauslief. Wir hoffen, dass der Sound, den wir jetzt draufhaben, einmal ; g ist. Es ist so ’ne Mischung aus Klassik, Jazz und Popmusik, ich würde es aber kaum schaffen, dafür das richtige Wort zu finden. Im Grunde ist es die Verschmelzung der ‚personalities‘ in der Gruppe. Jedes Gruppenmitglied drückt durch sein Instrument sein persönliches Feelmg aus und was sich dann im Zusammenspiel ereignet – das ist Gentle Giant.

amarika-tourneen

Nach einer Anzahl Tourneen durch England, wagte die Gruppe sich im Sommer 1972 nach Amerika. „Damals traten wir im Vorprogramm von BLACK SABBATH auf, was natürlich total in die Binsen gehen musste. weil die im Vergleich zu uns viel zu heavy waren. Wir wechselten deshalb über in das Vorprogramm der ebenfalls gerade laufenden Tournee von JETHRO TÜLL; so wurde die Tour schliesslicb doch noch zu einem grandiosen Erfolg für uns. Jethro Tüll ist übrigens, was uns betrifft, der beste Live-Act der Welt. Es ist einfach wahnsinnig, was die Jungs leisten. Auf unserer zweiten US-Tournee fanden wir uns im Vorprogramm von YES wieder. Vom musikalischen Konzept her waren wir uns natürlich irgendwie ähnlich, also blieb es nicht aus, dass vor jedem Konzert Rivalitäten entstanden, die sich soweit steigerten, dass YES uns an einem bestimmten Punkt FRISTLOS AUS DER TOURNEE ENTLIESSEN, WEIL WIR BEIM PUBLIKUM BESSER ANKAMEN ALS SIE …

Neues Album

Gerade ist das sechste Album unter dem Titel ‚The Power And The Glory‘ erschienen, von dem Gentle Giant nicht zu Unrecht erwarten, dass sie damit ein noch grösseres Publikum als bisher erreichen. „Diese Platte ist das Beste, was wir jemals aufgenommen haben. Auf der LP befinden sich acht in sich abgeschlossene Stücke, die allesamt eine ganz bestimmte Botschaft beinhalten. Persönlich sind wir sehr zufrieden mit dem, was wir auf dieser neuen Platte zustande gebracht haben und wir sind überzeugt, dass Leute, die bisher noch nichts mit uns anfangen konnten, ihre letzten Zweifel fallen lassen werden, wenn sie sich das Album angehört haben.“ Amerika, Kanada und Italien haben Gentle Giant schon längst als eine der ganz grossen Newcomer-Bands akzeptiert. Ob das mit dieser neuen LP auch in Deutschland der Fall sein wird, dass kommt nicht zuletzt auf euch, die MUSIK EXPRESS-Leser an …