Grenzgänger


Es herrscht Uneinigkeit. Jamie Woon: jetzt schon der neue James Blake oder nur ein schlechter Abklatsch des ohnehin nicht so tollen Craig David? In der Tat ist die Musik des 28-jährigen Absolventen der London School for Performing Arts & Technology oft haarscharf an der Grenze zur ertragbaren Hübschheit. Der Gesang erinnert in schlechten Momenten gar an Usher. Die sphärische Uh- und Ah-Chöre sind ziemlich dick aufgetragen. Aber wenn man all das akzeptieren kann, eröffnet sich auf Woons Debütalbum Mirrorwriting eine wunderbare Avantgarde-R’n’B-Welt. ME-Redakteure, die Woon im Berliner Berghain live sahen, zeigten sich nachhaltig begeistert. Reduzierte, aber variantenreiche und überraschende Instrumentierung, ein sanfter Schieber-Rhythmus und die Erkenntnis: Der meint das tatsächlich alles ernst. lew