Was die Netflix-Doku über Haftbefehls Umfeld verrät

„Babo – Die Haftbefehl-Story“ begeistert – doch auffällig viele Weggefährten fehlen. Was steckt hinter dem Schweigen von Haftbefehls Team?

Die Doku der Deutschrap-Ikone wurde sowohl von der Branche als auch von den Fans positiv aufgenommen und mit Lobeshymnen überschüttet. Doch Teile des nahen Umfelds – insbesondere Haftbefehls Team – äußerten sich nur spärlich.

Mutter sagte kurz vor Dreh ab

Die Besetzung der Netflix-Doku „Babo – Die Haftbefehl-Story“ weist Lücken auf. Die Mutter des Deutschrappers war laut Regisseur Juan Moreno ursprünglich fester Bestandteil der Produktion. Ihre Absage kam überraschend und kurz vor Drehbeginn. Moreno schilderte den Moment im Gespräch mit „Spiegel“ so: „Wir sind losgefahren, und dann bat sie mich in einer herzerwärmenden Sprachnachricht, ob ich vielleicht darauf verzichten könnte, sie im Film zu zeigen, weil es ihr zu schwerfallen würde, über den verstorbenen Ehemann und den Zustand ihres Sohnes zu sprechen. Und das, finde ich, muss man respektieren.“

Haftbefehl-Team ist wenig vertreten und liefert hauptsächlich Beschreibungen

Neben der Mutter, die aus emotionalen Gründen nicht an der Netflix-Doku mitwirkte, blieb der Film auch in Bezug auf Haftbefehls langjähriges Umfeld rund um das Label Urban/Universal sowie Manager Erfan Bolourchi – der vor der Kamera fehlte und öffentlich schwieg – dünn besetzt. Szenen aus dem Studio-Alltag mit Haftbefehls Langzeit-Producer Benjamin Bazzazian gehören hingegen zu den Herzstücken der Doku. Der Musikproduzent bezeichnete den Rapper als „Music-Brain“, das nicht unterschätzt werden solle, weil er genau wisse, was er tue.

Michael Weicker, Booker und CEO von Metropole Talent, sowie Max Mönster, Director Artists and Repertoire (A&R) von Universal Music, äußerten sich in der Doku vor allem zu der mangelnden Zuverlässigkeit und dem unberechenbaren Verhalten des Rappers – insbesondere unter Drogeneinfluss. Neffi Temur, A&R-Manager von Universal Music, sprach über eine Tourabsage, die aufgrund von Haftbefehls instabilem Gesundheitszustand notwendig war und über ein ernstes Gespräch, das er auf Bitten von Haftbefehls Bruder Cem (Capo) mit ihm führte. Auch der Versuch, den Rapper in professionelle Behandlung zu bringen, scheiterte. Die Schilderungen blieben aber meist an der Oberfläche. Kritiker:innen bemängelten an der Doku, Haftbefehl sei trotz seines schlechten Gesundheitszustands weiterhin vermarktet worden, während eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortung im Umgang mit dem Künstler ausbliebe.

Unterstützung durch Branchenmitglieder und Familie

In der Doku selbst kommen Rapgrößen wie Materia, Jan Delay und der im Mai 2025 verstorbene Xatar zu Wort. Auch in den sozialen Medien sprachen Branchenkollegen ihr Lob aus. Rap-Kollege PA Sports schrieb auf Instagram über die Netflix-Doku: „Eine der besten Produktionen, die jemals aus diesem Land gekommen sind. Zweifelsohne die mit Abstand beste Produktion aus diesem Genre. Einen Riesenrespekt an Haft für diese Ehrlichkeit, für diese Lebensgeschichte und diesen unfassbaren Werdegang.“

Neben dem Protagonisten der Story, Aykut Anhan alias Haftbefehl, spielte auch sein nahes Umfeld eine bedeutende Rolle. Ehefrau Nina Anhan sowie die Brüder Cem (Capo) und Aytac Anhan prägten die Dokumentation mit ihrem Mitwirken maßgeblich.