Haftbefehl ruft „Ich bin clean“ bei Konzert in Osnabrück ins Publikum
Haftbefehl verkündet bei seinem ersten Konzert nach der Netflix-Doku, dass er clean sei – und ruft auch seine Fans dazu auf.
Millionen Menschen haben sich die Haftbefehl-Dokumentation „Babo – Die Haftbefehl-Story“ angesehen – und für ebenso viele stand nach 90 Minuten voller Schilderungen von Kokainsucht und Drogensumpf am Ende eine Frage: Konsumiert Haftbefehl noch oder nicht?
Diese Frage scheint Haftbefehl nun bei seinem Auftritt in Osnabrück, dem ersten Konzert seit der Veröffentlichung der Doku, selbst beantwortet zu haben.
„Scheiß auf Drogen!“
„Ihr habt bestimmt alle meine Doku gesehen. Ich wollte euch noch sagen, ich bin clean“, rief der Musiker in der Nacht auf den 15. November seinen Fans von der Bühne zu – lauter Jubel brandete auf. „Und ich hoffe, ihr bleibt es auch. Scheiß auf Drogen!“
In der Netflix-Dokumentation, die Haftbefehls Lebensgeschichte nachzeichnet, spricht der Deutschrapper über seine Erfahrungen im Konsum und Handel von Drogen. Während seine kriminelle Vergangenheit den Fans seit langem bekannt ist, zeigt der Film erstmals, wie nah der Rapper in seinen schlimmsten Momenten dem Tod kam.
„Je mehr Geld man hat, umso mehr kokst man“
Schon als Kind sei Haftbefehl, der mit bürgerlichem Namen Aykut Anhan heißt, ins Drogengeschäft eingestiegen. „Ich habe mit 13 angefangen, Kokain zu nehmen“, erzählt er in der Dokumentation. Anstatt zur Schule zu gehen, handelte der Offenbacher auf dem Marktplatz mit Drogen. Auch sein Erfolg als Rapper änderte daran zunächst nichts: „Je mehr Geld man hat, umso mehr kokst man.“
Nach dem Zusammenbruch: „Ich habe acht Tage geschlafen“
2022 erlitt der Rapper bei einem Konzert in Mannheim einen Zusammenbruch. „Ich habe acht Tage geschlafen. Acht Tage!“, erinnert er sich in „Babo – Die Haftbefehl-Story“. Seine Therapeutin habe ihn gewarnt, er werde daran zugrunde gehen. Doch diese Warnung habe er ignoriert.
„Ein Gramm links, ein Gramm rechts, alle 20 Minuten“
Der entscheidende Wendepunkt folgte ein Jahr später: Wie Haftbefehl im Film erzählt, erreichte er nach einem Streit mit seinem Bruder Cem, der als Capo rappt, seinen Tiefpunkt. „Ein Gramm links, ein Gramm rechts, alle 20 Minuten“, beschreibt er seinen Kokainkonsum. In dieser Nacht brach er zusammen und musste wiederbelebt werden. „Ich war praktisch tot“, sagt Haftbefehl in der Dokumentation.
Bruder Capo ließ ihn anschließend in eine Klinik in Istanbul zwangseinweisen. „Ich wäre gestorben, wenn ich da nicht hineingegangen wäre“, meint Haftbefehl rückblickend. Ob er inzwischen den Drogen abgeschworen hat, blieb zunächst offen – bis jetzt.
Bundesdrogenbeauftragter lobt die Doku
Experten loben den offenen Umgang des Rappers mit seinem Drogenproblem in „Babo – Die Haftbefehl-Story“. „Einen Riesenrespekt an Aykut“, dass er seine Sucht so thematisiere und den Mut aufbringe, darüber so offen zu sprechen, sagte der Bundesdrogenbeauftragte Hendrick Streeck (CDU).
Die Szenen seien heftig, aber auch berührend, so Streeck laut „Deutschlandfunk“. Die Doku zeige nicht nur den Konsum von Drogen, sondern auch, „wie Drogen am Ende den Menschen konsumieren“. Gerade Kokain werde in der Rap-Musik oft als harmlos oder cool dargestellt.
Der Film „Babo – Die Haftbefehl-Story“ ist seit dem 28. Oktober auf Netflix zu sehen und wurde von Elyas M’Barek und Pacco-Luca Nitsche produziert. Neben der persönlichen Geschichte Haftbefehls treten darin auch Rapgrößen wie der inzwischen verstorbene Xatar, aber auch Celo & Abdi sowie Jan Delay auf.
Solltest du oder jemand, den du kennst, mit Drogenproblemen konfrontiert sein, stehen mehrere Anlaufstellen für Hilfe und Beratung zur Verfügung. Die bundesweite Sucht- und Drogen-Hotline ist unter 01806-313031 erreichbar (kostenpflichtig), die Telefonseelsorge unter 0800-1110111 oder 0800-1110222 (kostenlos und anonym) und die Nummer gegen Kummer unter 116111 für Kinder und Jugendliche sowie unter 0800-1110550 für Eltern.



