Heaven 17


Keine Idee für den nächsten Hit? Von der Muse verlassen? Versuch’s mal mit Heaven 17s Leitfaden fürs Instant-Songschreiben!

Es geht ganz einfach: Du nimmst Lieblingssätze aus deiner Bücherkollektion, gibst dazu ein paar ausgewählte Zitate aus Filmen, die dir am Herzen liegen, und fütterst das Ganze in einen Wortprozessor. Dann singst du, was der Computer ausspuckt und schon werden die Charts dein sein!

„Na ja, ganz so einfach ist das nicht“, meint Martyn Ware, das Hirn des Heaven-17-Triumvirats (es war sein Computer, der die Texte zur neuen LP HOW MEN ARE geschluckt und dann wieder ausgespuckt hat). „Was wir machen, ist eine Erweiterung der alten Cut up-Methode. Wir hatten meterweise Texte, aber wir haben nichts so verwandt, wie es schwarz auf weiß vor uns lag. Wir haben den Satzbau auf den Kopf gestellt und ähnliche Veränderungen. Der Prozessor war das Werkzeug, um alles in Gang zu bringen.“

Obwohl die Gruppe schon immer unter dem Etikett „technologisch“ lief und auf der neuen LP mehr Spielereien sind als auf allen vorher, klingt sie kurioserweise „akustischer“ als die früheren Platten. Resultat eines Fairlight Computers, in den sie akribisch 600 Sounds fütterten, die sie in zweimonatiger Studioarbeit gesammelt hatten.

„Die Leute nehmen an, daß wir überhaupt nicht spontan arbeiten, dabei ist das Gegenteil der Fall. Bevor wir mit dem Aufnehmen anfangen, haben wir keinerlei Vorstellung davon, wie das Arrangement irgendeines speziellen Songs werden wird. In diesem Sinne improvisieren wir wesentlich mehr als die meisten anderen Bands, wenn auch langsamer, Tag für Tag. Das geht nicht: ,Wow. Mann, jetzt sind wir im Studio, laßt uns eine Jam Session machen!'“

Ware nennt HOW MEN ARE das erste Heaven 17-Album. das besonders auf Compact Disc ausgerichtet ist: „Die meisten Aufnahmen sind – damit sie als konventionelle Platte gut klingen – im Soundbild so komprimiert, daß sie als CD dann unter aller Sau klingen.

Die Sache mit CD ist die, daß es den ganzen technischen Pfusch zum Vorschein bringt, der im Studio unter den Teppich gekehrt wurde. Zwei Beispiele: LET’S DANCE und COLOUR BY NUMBERS klingen auf Compact Disc beide absolut entsetzlich.

Und Martyn Ware hebt die Hände zu einer resignierten Geste, als wolle er sagen: Ist schon hart, wenn die Industrie mit dem Niveau der Musik nicht mithalten kann.