Hirnflimmern


Pointenfreie Plattensammlerkolumnen "R" us

Einmal hatte man uns auf einen Society Event geladen, und wie ich herumirrte, tat sich im Gewusel eine Lücke auf, und vor mir stand, abwesend blickend – Elmar Wepper! Zugegeben nicht die glanzvollste aller möglichen Promisichtungen, aber in Anbetracht der knapp 20 Jahre, die mir dieser Mann per TV geläufig war (in denen er durchaus gute Momente beschert hat, was eventuell nur bestätigen wird, wer „Polizeiinspektion 1“ und „Irgendwie und Sowieso“ kennt), doch eine momentan verblüffende. Ich erzähle diese unglaubliche Story nur, um eine vergleichbare Begegnung am Wochenende auf dem Flohmarkt zu illustrieren, als beim ziellosen Durchblättern der letzten von 1000 Plattenkisten plötzlich Televisions „Marquee Moon“ vor mir stand. Ich liebe diese Platte seit langem (und könnte jetzt Überlegungen anstellen, wer mir mehr gute Momente bereitet hat, „Marquee Moon“ oder Elmar Wepper; Elmar Wepper steht – und das ist gut so – heute auf jeden Fall nicht in meinem Plattenregal), kannte sie aber immer nur von Abbildungen aus Magazinen und als CD, plastikklein mit schäbig gelbem Fair-Price-Aufkleber, entseelt, vertraut und doch seltsam virtuell, nur ein Abbild. Nun hielt ich sie in Händen, vinylvollformatig, real – und mich überkam ein Elmar-Wepper-Schauer. Hm. Irgendwelche Plattensammler da draußen, die nachfühlen können/wollen, was ich meine?

Okay, ich weiß es auch nicht recht: Wo ist der aktuell-brisante Bezug dieser Kolumne? Tja. Vielleicht etwas wohlfeile Polit-Frozzelei? Neulich sah ich im Rock-TV den Strähnchenmann Gavin Rossdale und fragte mich, wie doof sich der heute mit seinem Bandnamen vorkommen muss. Bush. Da könnten sie sich ja auch in Eitrige Mandelentzündung umbenennen oder irgendwas anderes, was keiner mag. Ich selbst fand Bush nie so rasend und bin nur froh, dass der Typ nicht George W. Blur heißt oder George W. Radiohead. Oder – unvorstellbar! George W. Beatles. Ah! Da fällt mir noch eine unglaubliche Plattenkauf-Story ein! 1987 erwarb ich auf einem Münchener Flohmarkt die zwei Beatles-Best-Ofs, „die Rote“ und „die Blaue“. In den Innencovern stand der Name des Vorbesitzers, und als zwölf Jahre später wieder einmal mein Blick darüber schweifte, fiel ich fast vom Stuhl: Eine Dekade, bevor ich ihn als Autor dieses Heftes hier kennen lernen durfte, hatte ich für je 12 Mark die Beatles-Bestofs des geehrten Kollegen Peter Felkel heimgetragen. Also, ich find’s Wahnsinn. Verwechslung scheidet aus: Peter hat gestanden, dass es seine gewesen sein mussten. Welcher Teufel ihn geritten hat, sie zu verkaufen, ist eine andere Geschichte. Und soll einmal von ihm selbst erzählt werden. Find ich.