Hot Hot Heat


Nicht mehr ganz so, äh, hot, aber immer noch gut. Ein Vorgeschmack auf die Haupttour im November.

Man tritt Hot Hot Heat hoffentlich nicht zu nahe, wenn man sagt: Die Kanadier gehören nicht unbedingt zu den Gewinnern des Indie-Rock-Jahrgangs 2002. Ein höchstens zu zwei Dritteln gefülltes Lido muss für die Kanadier eigentlich eine Enttäuschung sein, aber anmerken lassen sie sich nichts. Bassist Dustin Hawthorne wird nach der Show gar vom tollen deutschen Publikum schwärmen, dem die Truppe das angeblich beste Konzert der jüngeren Bandgeschichte am Vorabend in München verdankt. Da konnten die so gepriesenen Bajuwaren ebenso wenig von Sänger Steve Bays chronischer Nebenhöhlenvereiterung wissen wie wir jetzt. Er habe nach Flügen immer erhöhten Druck auf den Ohren, erzählt er, aber zuletzt sei der Schmerz gar nicht mehr weggegangen. Die darob ärztlich verordnete maximale Stimmbelastungszeit von 20 Minuten wird er am Ende um eine Stunde überschritten haben. Es klingt fies, aber: Wer HHH häufiger live gesehen hat, wird sich wünschen, die Entzündung möge noch etwas anhalten. Bis zur Tour im November zum Beispiel. Selten hat man Bays so kraftvoll erlebt wie hier! Ein großes Problem dieser Band war ja stets, dass sie die Emphase ihrer Platten nicht so ganz auf die Bühne bekam; doch heute barmt, fleht, juchzt, singt und schreit Bays, als gebe es kein Morgen. Was die Indie-Mädchen in der ersten Reihe, die seine diskussionswürdige Wuschelfrisur vermutlich immer noch süß finden, an den Rand der Ekstase bringt. Der überwiegende Rest des Publikums ist leider nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen: Insbesondere die „Erwachsenen“ in der Mitte und hinten sind vornehmlich damit beschäftigt, cool zu wirken. Was für eine Verschwendung angesichts herrlich überdrehter Synth-Wave-Hymnen wie „This Town“! Die Songs aus Make Up The Breakdown und Elevator bilden den Schwerpunkt, das neue Album Happiness Ltd. ist zum Zeitpunkt des Konzerts noch nicht veröffentlicht. Den immer noch größten Hit „Bandages“ spielen sie unspektakulär im Mittelteil, versuchen aber, ihn mit einem etwas missglückten Dub-Mittelpart „aufzupeppen“. Dass Bays Multiinstrumental ist ist, weiß man, heute tritt er einen unnötigen Beweis seiner Schlagwerkerfähigkeiten in Form eines Drum-Solos an den ansonsten hinterlassenen guten Eindruck kriegt er trotzdem nicht kaputtgehippierockt. www.hothotheat.com