Konzertbericht

„High Rollers Tour“ in Berlin: Eine Feier von Old-School-Rap & Gangstergetue


Ice Cube, De La Soul, Talib Kweli und D12 traten live in Berlin auf. Wir waren dabei.

Im Rahmen der „High Rollers Tour“ spielten Ice Cube, The Game, De La Soul und D12 zwei Konzerte in Deutschland. Nachdem der erste Stopp in Oberhausen stattfand, kamen die Rapper am 15. Dezember in die Berliner Max-Schmeling-Halle. Und wenn ein Konzert 50 Jahre HipHop im Jahre 2023 zelebrierte, dann war es definitiv dieses.

Bereits D12 und De La Soul waren als Starter nicht nur vom Bekanntheitsgrad, sondern auch von der Showlänge wie Haupt-Acts anzusehen. In dreieinhalb Stunden schienen sich die Gruppen in Skills und Stimmung am liebsten batteln zu wollen. Und auch wenn Ice Cube als finaler Act letztendlich herausstach, hätte er sich die ein oder andere Gangster-Showeinlage doch sparen können. 

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Manchmal ist das Vorglühen besser als die Party

Wenn man auf ein OG-Konzert wie das von Ice Cube geht, sind genau zwei Dinge vorhersehbar: 1) Es werden kaum Gen Zler anwesend sein, dafür aber 2) umso mehr vermeintliche Gangster:innen. Letztere tanzend zu sehen, gleicht aufgrund ihrer internalisierten Gemütlichkeit fast einem Weltwunder, was aus Zuschauer:innensicht aber gar nicht mal so schlimm sein muss (Stichwort Platz). Allerdings möchte man dann auch nicht mit den Rappern auf der Bühne tauschen, die immer wieder versuchten, der Crowd einzuheizen. So auch D12 mit ihrem Banger-Tracks, bei denen einst sogar noch Eminem dabei war. Ein klares Plus, welches sich auch bei dem Publikum zeigte, die kräftig die Köpfe und Arme zum Beat mitschwangen. Smooth sorgten sie für Stimmung, ohne großartig danach fragen zu müssen.

De La Soul dagegen gaben ihr Bestes, aber waren selber hier und da ein wenig enttäuscht vom Flair in der Halle und konnten dies schlichtweg nicht verbergen. Maseo, der hauptsächlich hinter dem DJ-Pult stand, ließ es sich aber auch nicht nehmen, manchmal doch hervorzukommen, um allen Anwesenden seine Moves zu zeigen – und die konnten sich sehen lassen!

Das Duo präsentierte sich sowohl beim Tanzen als auch beim Rappen zudem sehr abgestimmt. Was hieß: Rappte der eine einen größeren Part, animierte der andere die Masse und übernahm die Adlips. Die Leute hatten Bock und ließen sich durchaus zum Mitwippen animieren, aber großartig Mitschreien oder -springen war dann eben nicht mehr drin.

Posdnuos bemerkte dies, erklärte deshalb öfter, dass er von Berlin anderes gewöhnt sei, aber schaffte es zugleich, einiges aus dem Publikum herauszukitzeln – und wenn er dafür von der Bühne direkt in die Crowd springen musste. Er gab vollen Körpereinsatz. De La Soul wollten eben, dass das Venue ihre gute Laune spürt.

Auch der vorab angekündigte Special Guest, Talib Kweli, kam gegen Ende für ein paar gemeinsame Tracks mit dem Duo auf die Stage und brachte so vor allem mit einem Party-Track wie „A Roller Skating Jam Named ,Staurday“ zum Abschluss die Crowd zum Abgehen x 100.

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Ice Cube hörte man seine Erfahrung deutlich an

Nun ja, man kann nichts anderes zu Ice Cubes Rapfähigkeiten sagen, außer: sauber, sauber, sauber. Er traf jeden Takt, jede Betonung saß und er rappte die Songs so runter, als gäbe es nichts Leichteres als das. Für Atmosphäre sorgte er allerdings weniger als Rap-Kollege WC, der immer wieder mit seinem Gegenüber ins Gespräch kam. Ice Cube zerfetzte die Atmosphäre dagegen mit der Tracklist, die von „Natural Born Killah“ über „It Was A Good Day“ zu „Ain’t Got No Haters“ alle Rapfans-Herzchen schneller schlagen ließ.

Beide Rapper waren auch bis zur letzten Silbe aufeinander abgestimmt. Es schien, als kannten sie die nächsten Moves des jeweils anderen, selbst wenn diese improvisiert erschienen. Wobei wahrscheinlich am Ende doch nichts aus der Spontanität heraus entstand – so auch Ice Cubes Beschwerde in der Mitte seiner Show. Der US-Rapper reklamierte häufiger, dass die zwei Spotlights die Rapper verfehlen würden. Einerseits verständlich nervig, andererseits kein Grund, um von der Bühne zu gehen – denn genau dies geschah im Anschluss. Der MC machte eine Ansage, dass der Lichtspot gefälligst in den Griff bekommen werden solle. Der Technikmensch, der ganz weit oben in seiner kleinen Kabine saß, fühlte den Befehlston mit halber Drohung wohl nicht, denn er machte daraufhin die Spotlights komplett aus. Ice Cube stürmte daraufhin wütend und fluchend von dannen, um dann natürlich doch wieder zurückzukommen, den nächsten Song zu performen und die Spotlights wieder zu loben …

Die Gemütslage änderte sich so schnell, dass Ice Cube entweder sehr zackig reizbar, aber dafür auch sehr schnell wieder zu beruhigen war. Alles nach Plan oder nur gewohntes Chaos? So ganz schlau wurde man daraus nicht. Plus: Auch die Aussage „Ich liebe alle Frauen, besonders die Hübschen. Aber für die Hässlichen habe ich auch noch ein wenig Liebe übrig“, hätte man sich einfach sparen können. Frauen zu ob­jek­ti­vie­ren ist doch echt out, oder?

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Fazit: Die „High Rollers“ boten den Zuschauer:innen das volle Programm an Old-School-Rap. Das ist wohl das Pro und zugleich das Kontra auch zu Ice Cubes Show-Finale. Auch wenn The Game leider mit seiner Abwesenheit glänzte, machte dies dem Gesamtpaket nichts aus. Es kam eine Rap-Legende nach der nächsten auf die Bühne, wodurch man schlussendlich mehrere Stunden Programm auf höchstem Niveau geliefert bekam.