IMPORTE


Beginnen wir gleich mit einem wichtigen Hinweis: Die im letzten ME in dieser Spalte genannte Yardbirds-LP „Five Live Yardbirds“ ist kurzfristig gestrichen worden, so daß der Kölner EMI-Importdienst ASD die zahlreichen Anforderungen durch Geschäfte und Postversände leider nicht mehr befriedigen kann.

Aber andere Juwelen sind dafür vorhanden: Der Repertoire-Katalog der Firma United Artists, der lange ziemlich brachgelegen hat, ist nun beim EMI-ASD. Die Auswertung ist bereits im Gange, und alle Platten von UA, die nicht im deutschen Programm der EMI erscheinen, können als Import bestellt werden. Die interessantesten Bands dürften dabei Canned Heat, die IMitty Gritty Dirt Band, Hawkwind und Man sein. Daneben gibt’s bei UA viele Originalalben solcher Rock’n’Roller wie Ricky Nelson, The Ventures und über allen Eddie Cochran, von dem das „15th Anniversary Album“ (UAG 29760) die beste Kompilation sein dürfte. „C’mon Everybody“ und „Summertime Blues“ klingen hier in optimaler Wiedergabequalität.

Ebenfalls mit Rock ’n’Roll befassen sich zwei delikate Doppelalben: „The Many Sides Of Rock’n’Roll“ (Vol. I: UAD 600 25/26) (Vol. II: UAD 60035/36). Innen mit alten Fotos, Hitparaden und Informationen bestückt, wird auch textlich Aufschluß über Stile und Strömungen gegeben. Bessere Zusammenfassungen sind mir bislang nicht untergekommen, und wem bei solchen 50er-Hits wie „To Know Hirn Is To Love Hirn“ von Phil Spector’s Teddy Bears, „Earth Angel“ von den Penguins oder Bobby Freeman’s „Do You Wanna Dance“ die Ohren übergehen, bitte sehr: Die „Many Sides Of R’n’R“ enthalten dies und noch viel mehr. Eine umfassende Darstellung des Merseybeat von 1962 bis 1964 bringt des konsequent in Mono produzierte Doppelalbum „Mersey Beat“ (USD 305/6). Auch hier eine geschmackvolle Ausstattung, Songs von „Skinny Minnie“ über „Everything’s Alright“ bis zu „Twist And Shout“ (von den Searchers!) und Bands mit Namen voll wehmütiger Erinnerung: Rory Storm & The Hurricanes, lan & The Zodiacs, The Escorts, Mojos, Merseybeats, Remo Four, Kingsize Taylor und und… dufte!

Zum Schluß etwas zu den aktuellen „Oirect Cuts“ (oder auch Direct Discs oder Disc-to-Disc-LPs), also jenen im Laden etwa DM 30,- teuren, knisterfreien, extrem dynamisch aufgenommenen Platten, deren besonderes Herstellungsverfahren einen eigenen Artikel wert ist. Der EMI-ASD bietet mehrere Direct Cuts von Toshiba-EMI aus Japan an. Musikalisch tut sich da jedoch öfters sehr wenig, etwa wenn Pianist Jun Fukamachi Sgt. Pepper-Melodien spielt (Toshiba LF-95014). Interessanter ist da Japans Band Creation mit „Super Rock In The Highest Voltage“ (ELF-950 16) oder „Smashingl“, wo eine Big Band Gershwin und Rodgers/ Hart serviert. Für Audiophile rein technisch natürlich von Interesse, aber: Den Direct Cuts geht zu Recht der Ruf voraus, zu gut (!) selbst für Spitzenanlagen zu sein. Um’s mal in Geld auszudrücken: Man sollte schon eine Plattenspieler-Verstärker-Boxen-Kombination nicht unter dreitausend Mark sein eigen nennen, um sich an Direct Cuts heranzuwagen. Drunter bringt’s nichts!

Wolfgang Bauduin