Ingo Schmoll: Schmoll Ecke


Das hat er nun davon: "Ragazzi"-Mastermind Ingo Schmoll wollte "auch mal für 'ne Musikzeitung schreiben". Prompt stellten wir ihn die Schmoll-Ecke. Was ihm auf die Nerven geht? Das "MC" im Hip Hop.

Also – do blickt doch wirklich kein Schwein mehr durch. Ich verstehe ja, daß es in der nicht mehr überschaubaren Masse von Schallplatten ab und zu Namens-Gleichheiten gibt. Aber Verwirrung macht sich breit, wenn der verzweifelte, völlig überforderte Musikjournalist feststellen muß, daß es neuerdings immer mehr schnöd-kalkulierte und klar vorsätzliche Namensdoppelungen gibt. Dos machen die extra, nur um mich zu ärgern: Urplötzlich tauchen jetzt Unmengen von sogenannten „MCV auf – MC Parker, MC Hammer, Rebel MC, Ice MC, Run (D) MC, Stereo MC’s, MC Lob und wie sie alle heißen.

Da kommt sogar ein Schmoll ins Grübeln – was bedeutet dieses Kürzel MC? Heißt es, daß der betreffende Künstler seine ersten musikalischen Gehversuche auf einer MC – sprich Musikkassette – aufnahm? Zu einfach, um auch nur ein bißchen wahr zu sein.

Ich habe hart recherchiert, sprich: englische Teenager-Popblättchen gelesen. Die wissen wie so oft viel mehr – es geht anscheinend um feierliche Handlungen: „Master of Ceremonies“ (Zeremonienmeister), oder ober um den Machthabenden om Mikrophon, „Mikrophon Controller“ oder „Mikrophon Chanter“.

Schön und gut, so einen Titel trogen zu dürfen. Aber gehen die MCs wirklich freiwillig das Risiko ein, in der großen bunten Popwelt verwechselt zu werden, nur um dieses Kürzel zu trogen? Da ist irgend etwas oberfaul. Verdächtig auch, daß bis heute noch kein Prozeß darum geführt wurde, wer eigentlich den Titel MC erfunden hat.

Doch wir wollen nicht dumm bleiben. Fragen wir also den Fachmann. Bei einem Interviewtermin mit zwei sehr gut informierten amerikanischen Produzenten bringe ich die MC-Frage auf den Tisch und schon verhärtet sich mein geheimster Verdacht: Es ist doch der Fleischbrötchen-Bäcker MC Donalds, der sich rund ein Dutzend Künstler MC-mäßig eingesackt hat. Skrupellose Hamburger-Manager also, die jetzt sogar deutsche Volksmusikanten für ihre Zwecke einkaufen {MC Milbertshofen/Riesenfeld)? Oder steckt doch der noble Taschen-Schuster MCM dahinter?

Tausend Fragen und keine Antwort. Wenn einem da nicht dos Schmollen kommt. Deshalb meine Forderung an die PI (Plattenindustrie): Gebt uns in Zukunft einen NC (Name Controller), der uns SK (Schmollende Konsumenten) beim Kauf einer CD (Com-pact Disc) genau darüber informiert, was MC eigentlich bedeutet.