Jane’s Addiction


Die klimatischen Bedingungen im Loft machen einer Sauna alle Ehre. So betreten die Mitglieder von Jane’s Addiction denn auch halbnackt die Bühne. Lediglich Sänger Perry Farrell widersteht heldenhaft den höllischen Temperaturen und behält eisern Pullover und Ledermantel an – allerdings auch nur vier Songs lang. Danach entledigt auch er sich seiner schweißtreibenden Klamotten – unter den entzückten Schreien der vielen begeisterten Anhängerinnen. Der starke Flüssigkeitsverlust läßt Farrell immer wieder zur Rotweinflasche greifen. Seiner Kondition tut das aber offensichtlich überhaupt keinen Abbruch.

In lila Licht getaucht, weckt der psychedelische Heavyrock von Jane’s Addiction streckenweise Erinnerungen an die seligen Sixties und an die frühen 70er Jahre. Besonders Cream läßt da grüßen – selbst in den Funkund Wave-Passagen der Band schwingt der wohlvertraute Sound dieser Gruppe unüberhörbar mit. Gestört wird die lautstarke Hippie-Herrlichkeit nur durch ein paar schräge Interludien der beiden Solisten. Frontmann Farrell teilt sich das Rampenlicht mit Dave Navarro, dem in Hendrix verliebten Gitarristen. So lösen klagende Gesänge und variantenreiche Saiten-Soli einander ab.

Eine halbe Stunde nachdem die Band die Bühne betreten hat. beteiligt sich auch das Publikum aktiv an der elektrisierenden Rockshow. Kaum kalkulierbare Kahlköpfe betreiben ihr munteres Stage-Diving und werfen sich unter Gejohle in die Arme ihrer begeisterten Kumpels. Was anfangs noch ganz lustig wirkt, geht dem Konzertbesucher spätestens nach dem zehnten Bühnenspringer gehörig auf den Geist. Das alberne Gespringe stört nämlich die Show der Musiker und behindert die Sicht des Publikums – schade, denn die Band hat auch optisch einiges zu bieten. Perry Farrell beispielsweise beeindruckt durch immer wieder neue Posen aus der Tierwelt: So macht sein ruckartiges Vorstrecken des Kopfes einem mexikanischen Kampfhahn alle Ehre.

Doch weder wilde Gebärden noch magische Klagegesänge lassen die Stimmung explodieren. Farrell vögelt allein, sein intellektueller Höhenflug schafft Distanz zum Publikum. Wer wegen der bizarren Vielfalt auf den Platten von Jane’s Addiction ins Konzert gekommen ist. der wird enttäuscht. Denn live wirkt die Band wesentlich glatter, wofür nicht zuletzt eine allzu perfekte Rhythmusabteilung sorgt. Das Publikum reagiert zurückhaltend; nach nur einer Zugabe geht die schweißtriefende Band von der Bühne. So hinterlassen Farrell und Freunde mit ihrem Konzert das Gefühl eines Koitus Interruptus: 70 Minuten Hitze, aber kein Höhepunkt.