Jay-Z


München, Colosseum

Der „King of New York“ fürchtete in München offenbar keine Konkurrenz: Jay-Z wirkte bei seinem Auftritt lustlos.

„Morgen Nacht in Zürich, das wird wichtig , hörte man Jay-Zs Homies am Nachmittag vor dem Konzert in München prahlen. „Das ist die erste HipHop-Show, die die Schweizer zu Gesicht bekommen.“ München dagegen, so hatte man sich offensichtlich geeinigt, hatte schon zwei oder drei HipHopper gesehen und konnte folglich getrost mit einer Performance im Energiespar-Modus abgefertigt werden. Jay-Z erschien überraschend pünktlich zu einem knapp einstündigen Auftritt, der nur in seltenen Augenblicken das astronomische Talent erkennen ließ, dem der New Yorker seinen Status als bester farbiger Reimaufsager seit Notorious B.I.G. verdankt. Bei wohl weit über 30 Grad stand der MC bisweilen etwas teilnahmslos herum, als seine Roc-A-Fella-Kollegen Beanie Sigel und Memphis Bleek ein Publikum anheizten, das in stiller Übereinkunft nur die vorderen zwei Drittel der Halle zum Feiern nutzte, während man den düsteren Eingangsbereich für angeregte Geschäftsbesprechungen reservierte. Zwischen oft arg verkürzten Versionen von Hits wie „Hard Knock Life“ und „Sunshine“ sammelten sich die Rapper zu kleinen Schwätzchen am zur Bar ausgebauten DJ-Pult, um bei Einsetzen der ersten Pfiffe behäbig zurück zum Bühnenrand zu schlurfen. Als Jay bei „Heart Of The City“ aus dem fantastischen „The Blueprint“ plötzlich die Augen schloss, eine Hand auf die Backe legte und sich zum Rhythmus der Worte wie ein Boxer aus der Hüfte bewegte, träumte der eine oder andere von einem Ausflug nach Zürich, bis er spätestens nach nur einer einzigen Strophe „’03 Bonnie & Clyde“ von einem „Thank you, good night!“ rüde in das Pfeifkonzert der Gegenwart zurückgeholt wurde. Um 23 Uhr der Ärger war noch nicht verflogen – traf man die Roc-A-Fella-Crew mit Ausnahme von Jay bereits geschlossen beim Cocktailschlürfen im Schwabinger „Skyline“ an.

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