John Lee Hooker


"Ich bin ein ziemlich reicher Sack geworden - und das ist mir überhaupt nicht peinlich!"

Mr. Hooker, Sie werden dieses Jahr 80, aber niemand scheint Ihr genaues Geburtsdatum zu kennen. Können Sie Licht ins Chronisten-Dunkel bringen?

Nein! Ich weiß nur, daß ich 80 werde. Irgendwann im Sommer 1917 bin ich geboren, keine Ahnung wann genau. Damals zählte das Leben eines Niggers nicht viel, niemand machte sich die Mühe, das Datum aufzuschreiben. Außerdem: Spielt das wirklich irgendeine Rolle?

Kaum. Aber warum haben Sie immer nur Blues oder Boogie gespielt?

Der Blues ist die Wurzel jeglicher Musik. Wenn du in deinen Songs auf den Punkt kommen willst, dann gibt es nur den Blues. Es ist die ehrlichste Musik der Welt.

In den 50er Jahren überschwemmten Sie den Markt mit Songs, die unter mehr als einem Dutzend Pseudonymen erschienen. Warum eigentlich?

In dieser Zeit hatte ich eine Menge Ärger, denn ich war zu produktiv für einen Nigger. Damals herrschte unglaublich viel Rassismus in der Musikbranche. Die Weißen wollten nicht, daß wir Schwarze Geld verdienten. Sie vermarkteten uns, stopften sich die Taschen voll und ließen uns schuften, eine moderne Form der Versklavung. Ich mußte mich und meine Musik unter fremden Namen verleugnen. Doch das ist lange vorbei. Es gibt keinen Rassismus mehr in der Musikbranche. Zumindest jedenfalls, was meine Person betrifft.

Seit Ihrem Album The Healer‘ aus dem Jahr 1989 sind Sie beinah zu einem Superstar avanciert. Hat sich dieser Status auch auf Ihrem Bankkonto niedergeschlagen? Seit dieser Platte hat sich in meinem Leben eine Menge getan. Ich bin ein ziemlich reicher Sack geworden. Und um ehrlich zu sein: Mir ist der Reichtum überhaupt nicht peinlich. Ich halte diese Entwicklung für fair, weil ich mein Leben lang hart dafür gearbeitet habe. Ich habe mir in den letzten Jahren zwei Häuser mit Grundstücken gekauft, dazu 15 Limousinen, auch ein Mercedes und ein BMW sind darunter, falls Dich das interessiert. Und ich fahre die Dinger alle, obwohl ich keinen Führerschein habe. Mein Leben lang hab‘ ich mir das gewünscht, also habe ich im hohen Alter auch ein Recht dazu. Oder etwa nicht? Sie singen immer noch wüst und unverblümt von Sex. Steht das einem Mann in Ihrem Alter denn noch zu?

Natürlich! Verdammt, ich liebe Frauen, alle Frauen, aber bevorzugt junge Frauen. Das war bei mir schon immer so. Es ist der Sex, der den Blues am Leben erhält. Na ja, der mich am Leben erhält, um ehrlich zu sein. Die meiste Zeit habe ich den Blues gesungen, weil ich unglücklich in eine Frau verliebt war. Der Blues ist die Sehnsucht nach der perfekten Einen, die du im Leben nie haben wirst. Aber von der du immer hoffst, daß sie dir eines Tages begegnet.