Kasabian


Die Hits funktionieren, aber bei den neuen Songs hapert es. Vielleicht gibt es im Londoner Koko deswegen nur vier davon.

Es sollte ein „kleiner“ Laden sein, in dem Kasabian ihr neues Album vorstellen, so die Plattenfirma. „Klein“ ist der Veranstaltungsort wohl nur in Kasabian-Land: 1 400 Leute passen rein, und genau so viele sind heute am Start. Weil das Ganze vom britischen Fernsehsender Channel 4 gefilmt wird, gibt es statt einer Vorband eine Anmoderation von einem professionell-gelangweilten TV-Fuzzi, dann traben die Lads auf die Bühne und spielen den Titelsong ihres neuen Albums.

„Velociraptor!“ kommt mit grungigem Gitarrenriff (die Strophe klingt ein bisschen wie Nirvanas Version von „Molly’s Lips“) und einwandfreiem Gröl-Refrain gut aus den Boxen, aber irgendwann ertönt eine Rap-Einlage, die derart hölzern und unpassend ist, dass sich einem die Armhaare krümmen. Überhaupt fällt bei den neuen Songs auf, wie wenig Selbstbeherrschung Songschreiber Sergio Pizzorno haben muss: Der Teasersong zu Velociraptor!, „Switchblade Smiles“, fängt mit modrigen Synths an, mutiert dann zu einem samplelastigen, bombastischen Soundgewirr mit Sprechgesang und knarzigen Riffs – eine Kombination, die an Linkin Parks aktuelle Platte erinnert, aber weniger als die Summe ihrer Teile bleibt. Kasabian sind halt Kasabian und immer noch dann am besten, wenn sie von der ersten Note an unaufhaltsam auf den Killer-Refrain zurumpeln. So wie bei „Where Did All The Love Go?“ und „Fire“, welches, schon totgehört geglaubt, heute eine triumphale Wiederauferstehung feiert.

Während der Hits fällt die unorganische Publikumsmischung aus Pressemenschen und bierseligen Fans weniger ins Gewicht, aber „Days Are Forgotten“, ein weiterer neuer Song, ödet an und ist zehn Sekunden nach dem Schlussakkord – Entschuldigung – vergessen. „Re-Wired“ ist Pub-Rock nach Kasabian-Art: kinetisch, schnörkellos und mit schlüssigem, wenn auch nicht umwerfendem Refrain. Die Visuals stimmen, Tom Meighan trägt Jeansjacke und tanzt herrlich/miserabel, Pizzorno sieht aus wie ein Mighty-Boosh-Komparse, aber richtig Stimmung kommt selten auf. Das Set enthält gerade mal vier neue Stücke und ist nach 45 Minuten vorbei – nicht unbedingt ein intimer Albumlaunch, aber ein unterhaltsamer Abend ist es allemal, und man kommt früh ins Bett. Manchmal sind es eben die kleinen Dinge. Matthias Scherer

SetList

Velociraptor!

Where Did All The Love Go?

Days Are Forgotten

Shoot The Runner

Re-Wired

Underdog

Vlad The Impaler

Switchblade Smiles

Fire