Kasabian – Hamburg, Markthalle


Etwas viel Bono, etwas viel Bombast: Die Herren aus Leicester sind nicht gerade gegen Klischees gefeit.

Dass es beinahe ausverkauft sein würde, war irgendwie nicht zu erwarten gewesen. Schließlich haben Kasabian das Etikett „Next Big Thing“ längst schon wieder an andere britische Bands weiterreichen müssen. An solche, die lustigere Hüte aufhaben, mehr saufen können oder schlicht besser sind. Caltdas Debütalbum dervier aus Leicester, schlicht kasabian betitelt, 2004 noch als Überraschungserfolg, interessierten sich für den 2Oo6er-Nachfolger Empire hierzulande immer weniger Freunde des guten Geschmacks. In ihrer Heimat ist man den selbsternannten Erben von Oasisaber immer noch schwer zugetan, was sich nicht zuletzt an diversen NME-Award-Nominierungen zeigt.

In den Gesichtern des Hamburger Publikums lässt sich allenthalben eins ablesen: Lass mal Party machen. Sänger Tom Meighan trägt das gleiche weiß-blaue Streifenshirt, das Pete Doherty vor knapp einem Jahr bei seinem Auftritt in Hamburg anhatte. Es ist dieselbe Halle, in der die Fläming Lips einen vor nicht allzülanger Zeit abwechselnd zum Strahlen und Weinen gebracht habenheute bleibt allerdings alles anders: Kasabian setzen auf Bombast. Der Auftritt ist LAUT! HELL! SPASSIG! Und doch völlig humorfrei. Meighan ist sich fürnichtszu blöde: Nichtfür“lch-umarme-michselber-möglichst-ungeschickt-so-dass-es-sexy-aussieht“-Verrenkungen, nicht für abgeschmackte Singspielchen mit dem Publikum, nicht für beschwörerische Bono- Gesten gen Hallendach, nicht für,.Das könnt‘ ihr doch noch viel Iauter“-Ansagen. Erwähnten wir schon, dass alles schrecklich bunt und irgendwie indisch angehaucht ist? Der Nachbar zu Linken regt sich indes fortwährend über „die Black Rebe/ Motorcycle Club-Gitarren“ und „den ganzen öden Schrott“ auf. Die BWL-Studenten in roten Poloshirts, die blondierten Mädchen und die eigens angereisten Briten stört es nicht weiter. Sie tanzen. Und werfen zu neuen Songs wie „Shoot TheRunner oder“Empire undaltenwie“ReasonisTreason ihre Hände in die Höh‘. Man würde sich gerne mitfreuen. Über eine Mischung aus 7oies-Glam und 9oer-Rave, die einen in ihrer Lässigkeitganz weich machen kann. Weil diese Band in ihren besten Momenten nach den Happy Mondays und Primal Scream klingen kann. Doch auch ihr größter Hit „Club Foot“ ertrinkt in Bombast-Soße. Einzig bei „Processed Beats“ blitzt kurz Sexyness auf. Am Ende wirft Meighan sein durchgeschwitztes Streifenshirt in die Menge. Das wiederum war nun doch zu erwarten gewesen. >» www.kasabian.co.uk