Kelis München, Elserhalle


Her Milkshake brings all the boys to the yard: Kelis hat zweieinhalb Hits, eine nervtötende Band und wenig Zeit nach München mitgebracht.

Mag sein, dass die ersten drei Reihen sich darüber gefreut haben – der Großteil der recht bunt gemischten Menge, die die Eiserhalle zur Hälfte füllte, wertete es jedoch als Unverschämtheit, zunächst Valezka, „Deutschlands heißeste R’n’B-Lody, die Herzdame von Eko Fresh „, vorgesetzt zu bekommen, die sich grundlos mühte, „diesem ur-deutschen Lied „Neue Männer braucht das Land“ „ein wenig mehr Blackness zu verpassen.“ Es blieb genug Zeit, den Schock zu verdauen: Da Kelis erst deutlich später zur Halle kutschiert wurde, überbrückte ihr DJ die Pause „elegant“ mit schlecht gemixten Hits und schamlosen Lügen wie „Showtime in less than five minutes“. Wer HipHop liebt, der hat Geduld (und strapazierfähige Nerven sowiesol, weshalb dann auch gerne just in dem Augenblick alles vergessen war, in dem der Höhepunkt des Abends in der Tradition der Rythmn’n’Blues-Shows der 60er- und 70er-Jahre eingeläutet wurde: Um die Spannung zu steigern, kam Kelis 1 Band zunächst ohne den Star auf die Bühne und begleitete die Background-Sängerin bei einer souligen Version von „Junkie“, bis zum Finale dann mit präzise inszenierter Beiläufigkeit die Harlem-Queen hereingeschlendert kam. Gestylt wie eine Comicfigur – hautenge Stonewashed- Jeans, bauchfreies T-Shirt, orangener Afro und jede Menge glitzernder Bling-Bling auf der Haut – arbeitete sich die Diva im Folgenden durch schale, Skunk-Anansie-hafte Rockversionen ihrer Albumtracks, behindert von einer Band, die auf kurioseste Weise mit sich selbst beschäftigt war: Ohne jeglichen Blickkontakt bearbeiteten ein unsensibler Gitarrist im Hendrix-Shirt. ein tief gebeugt spielender Schlagzeuger und ein slapwütiger Bassist im Led-Zeppelin-Hemd in alles übertönender Lautstärke ihre Instrumente, bis sich immer mehr Besucher mit irritierten Blicken zu dem überforderten Tonmischer umwandten. Nach einer stimmlich dünnen aber erfreulich ruhigen Darbietung des jazzigen „Rollin‘ Thru The Hood“ und Sam Cookes „A Change Is Gonna Come“, spulte Kelis dann hurtig „Milkshake“ und „Trick Me“ herunter, bevor nach einer etwa einminütigen Zugabe (eine Strophe „Caught Out There ] das Licht anging.