Komm Küssen!


Bernd Beoemann & Die Befreiung: Eigentlich möchten wir alle vollkommen verknallt sein, und werwas anderes sagt, hat nur Angst davor. Bernd Begemann,der „FC St. Pauli des modernen deutschsprachigen Liedguts“ (Kieler Nachrichten], ist mittlerweile 41 Jahre alt und fürchtet sich nicht mehr, nicht vorder Liebe. Sein neues Album heißt unsere liebe ist ein aufstand und im ersten Stück singt er: „leb hab nichts erreicht außer dir, bitte bleib bei mir, denn das beste an mir sind wir.“ Klingt nach Selbstaufgabe, nach dem totalen Kniefall. Herr Begemann? „Aber ist es nicht wirklich so, dass die Person mit der wir zusammen sind, alles ist, was wir vorzuweisen haben? Die Platte sagt, dass man bereit sein muss, bedingungslos um Liebe zu kämpfen – und vielleicht zu verlieren. Ich bin bereit zu kämpfen, Girls“, sagt er und grinst. Liebe ist ein Thema seines neuen Albums, Verjüngung das andere.

Seit einem Vierteljahrhundert macht der stets im Anzug steckende Sohn zweier unbekannter Eltern Musik. Der große Erfolg blieb immer nur Möglichkeit, und sein letztes Album klang ein kleines bisschen altersschwach. Für das neue hat er nun dreierlei gemacht: eine neue, junge Band zusammengestellt, die sich Die Befreiung nennt; einen Plattenvertrag beim Kettcar-Tomte-Label Grand Hotel Van Cleef unterschrieben; und drittens den Kettcar-Tomte-Produzenten Swen Meyer ins Studio gebeten. Das Ergebnis: Nie klang die Musik des Hamburgers so knackig und direkt, selten so jung und unprätentiös. Es ist ein bisschen wie bei den Sternen, die zeitgleich in ihren zweiten Frühling rennen, nur dass es bei denen ums Krawallmachen geht und bei Begemann mehr ums Knutschen. Erwähnten wir eigentlich, dass Herr Begemann und Sterne-Sänger Frank Spilker aus Bad Salzuflen kommen und Mitte der Achtziger in der „Fast Weltweit-Clique gemeinsam musizieren lernten? Nein? Doch?