Konzert gegen Fremdenhass: Casper, Marteria, Die Toten Hosen, K.I.Z., Kraftklub und Trettmann treten in Chemnitz auf


Contra Chemnitz' Rechtsbürger: Am Montag geben Casper, Marteria, Die Toten Hosen, Kraftklub und weitere Acts am Karl-Marx-Denkmal in Chemnitz eine Art Solikonzert – unmittelbar an der Stelle, an der seit Tagen mit Hitlergruß gegen Ausländer gehetzt wird.

Casper und Marteria haben ein spontanes Gratiskonzert angekündigt. Die zwei Rapper werden am kommenden Montag in umittelbarer Nähe des Karl-Marx-Denkmals in Chemnitz auftreten – und damit dort, wo sich Deutschland seit einigen Tagen von seiner hässlichsten Seite zeigt.

Ursprünglich sollte das Konzert direkt am Karl-Marx-Kopf stattfinden. Wegen des nun erwarteten großen Andrangs wurde das Festival verlegt und findet 400 Meter weiter auf dem Parkplatz an der Johanniskirche statt.

Auf Twitter schrieb Casper am Dienstagabend: „MARTERIA UND ICH SPIELEN MONTAG AM KARL-MARX-KOPF IN CHEMNITZ! EINTRITT IST FREI. KOMMT ALLE!“

https://twitter.com/CASPERxOFFICIAL/status/1034478270635548672

Casper und Marteria waren die ersten, die das Konzert am Montag ankündigten – sie werden aber nicht die einzigen Acts sein, die auftreten: Auch Die Toten Hosen, K.I.Z, Feine Sahne Fischfilet sowie die aus Chemnitz stammenden Kraftklub und Trettmann treten am 3. September in Chemnitzer Innenstadt gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt an.

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Ihr gemeinsames Statement:

„Tausende Leute ziehen durch Chemnitz, instrumentalisieren einen erbärmlichen Mord und jagen wieder Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe. Es geht ihnen nicht darum zu trauern, sondern um ihrem Hass freien Lauf zu lassen. 

Es waren jedoch auch tausende Leute auf der Straße, die diese Hetze nicht hinnehmen wollten. Jede einzelne Person von euch feiern wir. Diesem rassistischen Mob hat man nicht unwidersprochen die Straße zu überlassen. Wir freuen uns, wenn noch viel mehr Leute den Arsch hochbekommen und wenn die Menschen, die sich diesen Zuständen immer wieder in den Weg stellen, auch mal Kraft tanken können. All den Menschen, die von den Neonazis angegriffen wurden, wollen wir zeigen, dass sie nicht alleine sind. 

Alle nach Karl-Marx-Stadt! Zusammen!“

Hitlergruß vor Polizisten und Fernsehkameras

In Chemnitz „demonstrierten“ nach einem Aufruf der rechtspopulistischen Bürgerbewegung „Pro Chemnitz“ am Sonntag und Montag hunderte Menschen teilweise offenkundig faschistisch gegen eine angebliche Überfremdung des Landes. Es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei und den Gegendemonstranten. Einige Teilnehmer der als Mahnwache angekündigten Demonstration zeigten vor laufenden Kameras und auch für die Polizei gut sichtbar den Hitlergruß, tragen Nazi-Symbolik und Schlaghandschuhe, auf Plakaten standen dazu Sprüche wie „Wir sind bunt – bis es blutet“ und „(Kriminelle) Ausländer raus“. Exekutive und Staat schienen mit der Situation überfordert. Ein Polizeisprecher gab am Montagabend zu, dass mit so vielen Teilnehmern nicht gerechnet worden sei.

"Der Druck steigt": Casper distanziert sich von Nutzung seiner Songs durch PEGIDA
Auslöser für die Unruhen in Chemnitz war der Tod eines 35-jährigen Mannes aus Chemnitz nach einer Messerstecherei in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Die Herkunft der mutmaßlichen Täter – gegen einen Syrer und einen Iraker wurden Haftbefehle erlassen – wurde von einigen tatsächlich besorgten Bürgerinnen und Bürgern, Rechten, Rechtsradikalen und selbsterklärten Identitären als „Argument“ instrumentalisiert, ihre Fremdenfeindlichkeit offen und medienwirksam zur Schau zur stellen.

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