Lloyd Cole


Lloyd ist sehr sensibel, sehr Introvertiert, sehr jung. Das macht ihm den Umgang mit Medien und Publikumsreaktionen nicht gerade leicht. Da kann’s schon mal passieren, daß er einen Kameramann vom SFB von der Bühne schubst – schließlich spiele er fürs zahlende Publikum, weg da! Oder er raunzt bei anderen Gelegenheit die Leute in der ersten Reihe an: „Für Euch spiel‘ ich nie wieder!“ Jene Leute hatten ihn und seine Commotions als Punk-Band mißverstanden und vergnügt gepöbelt und gespuckt. Armer Lloyd.

Der 23jährige Mike Bloomfield-Verehrer hat weitaus Melodiöseres und Sanfteres im Sinn. Obwohl überzeugter Sozialist, setzt sich der Schotte aus Glasgow in seinen Texten eher mit derart poetischen Dingen wie einer „Perfect Skin“ auseinander – natürlich nicht ohne zynische Untertöne. Romantisch und respektlos singt er von dem, was seiner Vorstellung nach Jesus tatsächlich sagte oder schwärmt augenzwinkernd von den Vorzügen eines 2 CVs.

Cole studierte an der Uni Glasgow Literatur und Musik, spielte aber während der Zeit schon immer in Bands, u. a. The Casuals. Seine größten Einflüsse: Bob Dylan, Velvet Underground, Mark Bolan. Auf der Suche nach einer perfekten Band fand er im vergangenen Sommer den Gitarristen Neil Clark und den Organisten Blair Cowan.

Man versuchte sich mit einigen anderen als Soul-Septett, produzierte sogar eine Single („Down At The Mission“), die mehr oder weniger ungehört blieb. Talentsucher großer Firmen wurden jedoch fündig; das Kern-Trio, welches seinerzeit den Bluebells ihren Bassisten Lawrence Donnegan ausspannte und The Fruits Of Passion um ihren Trommler Steven Irvin erleichterte, wurde unter Vertrag genommen. Dann erschien die erste offizielle Single „Perfect Skin“, kletterte in England immerhin auf Platz 26 – und jetzt gibt’s also die LP RATTLESNAKES.

„Obwohl ich wohl das größte Ego habe, bin ich Teil der Band“, beteuert Babyface Lloyd. Ergibt aber zu, daß es wundervoll ist, anerkannt zu werden, „denn das Gräßlichste ist doch wohl, unerkannt zu bleiben“.

Die Gefahr besteht bei ihm wohl nicht: In England raunt man sich zu, mit Cole und seinen Commotions eine der vielversprechendsten Bands entdeckt zu haben.